«Weltbürger heranziehen»: Millionen aus Katar gehen an öffentliche US-Schulen

Mit Millionen an Spendengeldern soll die staatsnahe Qatar Foundation Arabischunterricht und Kurse zur arabischen Kultur an öffentlichen Schulen der USA fördern. Doch soll die Stiftung auch eine Nähe zu terroristischen Gruppen aufweisen.

Wie mehrere US-Medien berichten, hat die Qatar Foundation (QFI) in den letzten acht Jahren insgesamt mehreren Dutzend öffentlichen Schulen in den USA 30,6 Millionen US-Dollar zur Verfügung gestellt. Schwerpunkte waren dabei New York und Oregon.

Wie das Wall Street Journal schreibt, hat die Stiftung auch in die Schaffung und den Ausbau von Programmen rund um die arabische Sprache im Bildungswesen investiert, unter anderem durch Lehrerausbildung, Material und Gehälter. Die Zahlungen erfolgten über die US-Niederlassung.

Ziel der Bemühungen sei es nach eigenen Angaben, die Bedeutung der arabischen Sprache und Kultur in den US-amerikanischen Lehrplänen zu steigern und Schüler fit für die Globalisierung zu machen.

Der geschäftsführende Direktor der Stiftung, Omran Hamad Al-Kuwari, zeigt sich mit dem Erfolg der bisherigen Anstregungen zufrieden:

Wir werden definitiv nach Wegen suchen, in der Zukunft noch zu expandieren. […] Wir sind über das Interesse recht überrascht.

Auch seine Kollegin Maggie Mitchell Salem betont, dass die Stiftung mit US-Schulbehörden zusammenarbeite, um

das Erlernen der arabischen Sprache und das Verständnis für die arabische Kultur zu verbessern und so globale Kompetenz und entscheidende Fertigkeiten des 20. Jahrhunderts zu vermitteln, die junge Amerikaner brauchen, um auf globaler Ebene zu bestehen.

Arabisch sei nach Spanisch die am zweithäufigsten gesprochene Sprache unter Schülern, die Englisch als zweite Sprache an öffentlichen Schulen der USA lernen. Dem Nationalen Zentrum für Bildungsstatistik zufolge steige die Anzahl der Arabisch Sprechenden in den USA schneller als jene anderer Sprachen.

Auch als Fremdsprache legte Arabisch an Popularität zu. Die Moderne Sprachvereinigung (MLA) hatte 2006 und 2009 Studien durchgeführt und dabei erhoben, dass die Teilnahme an Kursen zum Erlernen der arabischen Sprache im ersten Beobachtungszeitraum von 2002 bis 2006 um 126,5 Prozent und anschließend bis 2009 um weitere 46,3 Prozent angestiegen war. Innerschulische Programme konnten mit der Entwicklung des Interesses jedoch nicht Schritt halten.

Schwerpunkt auf primärer und sekundärer Bildung

Katar ist nicht das einzige arabische Land, das sich an der Finanzierung US-amerikanischer Bildungseinrichtungen beteiligt. Aber die Qatar Foundation scheint sich vor allem auf den K-12-Bildungsbereich zu fokussieren, also die primäre und sekundäre Bildung.

Die QFI soll allein im September 2016 nicht weniger als 111.069 US-Dollar an den Einheitsschulbezirk von Tucson, Arizona und 68.305 an den öffentlichen Schulbezirk Minneapolis gespendet haben. Letzterer soll der einzige Schulbezirk sein, der Arabisch-Unterricht bereits von der Grundschule an anbietet. Der Leiter der Schulbehörde, Superintendent Ed Graff, lobt die Partnerschaft mit dem Golfemirat in höchsten Tönen:

Das öffentliche Schulsystem in Minneapolis glaubt an eine urbane Bildung, die Schüler darauf vorbereitet, Weltbürger zu werden.

Das rechtskonservative Nachrichtenportal Breitbart Texas berichtet außerdem von einer 100.000-Dollar-Spende der QFI an den unabhängigen Schulbezirk Austin im Mai 2016 mit dem Ziel, arabische Sprache und Kultur-Kurse dort zu etablieren.

Daneben soll seit 2009 auch die öffentliche Washington Latin Public Charter School in Washington, D.C. erstmals unter der damaligen Direktorin Martha Cutts, Geld von der QFI angenommen haben. Seit dieser Zeit seien dem WSJ zufolge insgesamt 1,04 Millionen US-Dollar geflossen.

Das Programm ist von Jahr zu Jahr ausgebaut worden», so Cutts, «ich denke, es hat zur Folge, dass unsere Schüler zu besser informierten Bürgern werden.»

Katars Verbindungen sollen von der Hamas bis zum IS reichen

Die Qatar Foundation ist formal eine Privatstiftung des Scheichs Hamad bin Chalifa Al Thani, der von 1995 bis 2013 Staatsoberhaupt des Golfemirats war. Die QFI fördert seit ihrer Gründung im Jahre 1995 Bildungs- und Wissenschaftsprojekte in aller Welt, wobei die Herkunft der Mittel nicht immer restlos nachvollziehbar zu sein scheint.

Mit dem FC Barcelona hat die QFI 2010 sogar einen mehrjährigen Sponsorenvertrag für Trikotwerbung über 170 Millionen Euro abgeschlossen. Bereits damals regte sich Kritik an der Vereinbarung. Es soll damals bereits belastbare Anhaltspunkte dafür gegeben haben, dass die Stiftung auch die palästinensische Terrororganisation Hamas finanziert und Verbindungen zu extremistischen Islampredigern wie Yusuf al-Qaradawi unterhält, der in mehreren Ländern zu Gewalt und terroristischen Akten aufgerufen haben soll.

Im Juni hatten mehrere arabische Staaten ihre diplomatischen Verbindungen zu Katar abgebrochen, nachdem sie das Golfemirat der Unterstützung terroristischer Gruppen beschuldigt hatten. Saudi-Arabien, das selbst im Verdacht steht, extremistische islamische Bewegungen in aller Welt zu fördern, warf Doha vor, «mehrere terroristische und sektiererische Gruppen» zu protegieren, die Destabilisierung in der Region begünstigen würden – darunter die Muslimbruderschaft, Al-Kaida, den IS und vom Iran geförderte Gruppen im Osten Saudi-Arabiens. Ägypten geißelte den «antagonistischen Zugang» Katars gegenüber Kairo und erklärte, es seien «alle Versuche gescheitert, Katar zu einem Ende der Unterstützung des Terrors zu bewegen».

Al-Kuwari: «PR-Kriege gegen unser Land»

Selbst das U.S. State Department unter der gescheiterten US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton, deren Familienstiftung hauptsächlich noch während ihrer Amtszeit als Außenministerin Breitbart zufolge bis zu fünf Millionen US-Dollar an Spenden aus Katar eingenommen haben soll, hatte «kontinuierliche Besorgnis bezüglich der Menschenrechte» mit Blick auf Doha geäußert. Dabei war von «fehlender Religionsfreiheit, […] Menschenhandel, […] rechtlicher, institutioneller und kultureller Benachteiligung von Frauen» die Rede.

Al-Kuwari will von all dem nichts wissen, er weist gegenüber dem WSJ auch jedwede Verbindung zu terroristischen Gruppen zurück.

Es laufen gerade eine Reihe von PR-Kriegen», so der CEO. «Aber jeder, der nach Katar kommt, weiß, worum es uns geht.»

Quelle: RT