Kiew kreidet Siemens „Flucht aus Ukraine“ an

 

Der Chef des ukrainischen Energiekonzerns Naftogaz, Andrej Kobolew, hat Öl ins Feuer des jüngsten Skandals um die Lieferung von Siemens-Turbinen auf die Krim gegossen, schreibt die Zeitung „Kommersant“ am Montag.

Der Top-Manager warf dem deutschen Unternehmen nämlich vor, die Lieferung von Anlagen für die Modernisierung des ukrainischen Pipelinesystems aus Angst vor einer negativen Reaktion Russlands verweigert zu haben. Deshalb musste sich Kiew nach seinen Worten an die Amerikaner von General Electric wenden.

Siemens-Sprecher Philipp Encz konnte Kobolews Behauptungen nicht bestätigen und betonte, keine Informationen über die Einstellung der Dienstleistungen für die Ukraine zu haben.
Eine Naftogaz-Quelle verriet ihrerseits, dass es sich dabei um die noch im Jahr 2013 entstandene Situation handele, als Siemens die Lieferung von Turbinen verzögert habe. Der ukrainische Energiekonzern habe sie bei den Amerikanern gekauft, „weil das günstiger war. Diese Turbinen sind nicht einmalig, und es ging ausgerechnet darum und nicht um das, was Herr Kobolew sagt. Damals, 2013, arbeitete er nicht in diesem Unternehmen“, so der Insider. Damit habe der Naftogaz-Chef versucht, „in diese rein wirtschaftliche Geschichte einen politischen Aspekt hineinzubringen“.

Das ist im Grunde offensichtlich, wenn man den im Sommer ausgebrochenen Skandal um die Siemens-Turbinen in Russland bedenkt, als eine Struktur des russischen Konzerns Rostech diese Anlagen auf die Krim befördert hatte. Siemens drohte deswegen eine Strafe für den Verstoß gegen die Russland-Sanktionen der EU, und der Konzern ging gegen die russische Seite vor Gericht. Allerdings wollen die Deutschen nicht den russischen Markt verlassen, weil ihre Lieferungen an russische Kunden einen sehr wichtigen Teil ihres Geschäfts ausmachen.

Am Wochenende bestätigte auch Naftogaz, schon seit 2013 keine Geschäftskontakte mit Siemens mehr zu unterhalten.
Kyrill Jakowenko von der russischen Firma Alor Broker hält Andrej Kobolews Aussage für einen Versuch, Siemens „mit einem in den letzten Jahren üblichen Appell an den geopolitischen Faktor der Konfrontation zwischen Moskau und Kiew“ unter Druck zu setzen. Siemens könnte sich vor allem aus wirtschaftlichen Gründen geweigert haben, Anlagen für Naftogaz zu liefern. Denn angesichts der nebulösen Perspektiven des Gastransits durch die Ukraine wegen der Pläne des russischen Energieriesen Gazprom, unter Umgehung dieses Landes nach Europa zu liefern, gebe es immerhin „keine Garantien dafür, dass Naftogaz in drei bis fünf Jahren Geld für die Modernisierung der Pipelineinfrastruktur haben wird“, so der Experte.

 

Quelle: Sputnik