Wegen unbequemer Fragen? Berliner Terroropfer aus ZDF-Show mit Merkel ausgeladen

 

Neun Monate nach dem blutigen Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt hat das ZDF einem Zeitungsbericht zufolge eine der Hinterbliebenen aus einer Sendung mit Bundeskanzlerin Angela Merkel ausgeladen. Das Terroropfer vermutet, dass Angst vor ihren „unbequemen Fragen“ der Grund für die Absage gewesen sei. Der Sender liefert eine andere Begründung.

Astrid Passin sollte als Sprecherin der Hinterbliebenen der Opfer des Terroranschlages vom Breitscheidplatz Gast in der am vergangenen Donnerstag ausgestrahlten ZDF-Sendung „Klartext, Frau Merkel“ sein, schreibt die „Berliner Morgenpost“. Doch Stunden vor der Show sei ihr per Telefon unerwartet abgesagt worden.

„Die Begründung war nicht glaubhaft“, sagt Passin. „Ich denke, meine Fragen wären denen zu unbequem gewesen.“ Sie sei bereits am 24. Juli vom ZDF per E-Mail kontaktiert und gefragt worden, ob sie in der Sendung auftreten wolle. Passin habe sich mit anderen Hinterbliebenen besprochen und zugesagt. Bei weiteren Gesprächen habe das ZDF wissen wollen, welche Frage sie in der Sendung zu stellen plane.
„Darauf wollte ich mich aber nicht einlassen“, so Passin laut der „Berliner Morgenpost“. „Ich wollte mir das vorbehalten, spontan zu agieren, so wäre es ja auch authentischer.“ Das schien jedoch kein Hindernis zu sein: Astrid Passin habe sogar noch einen Vertrag zugeschickt bekommen.

Am Donnerstag habe sie dann aber einen Anruf vom ZDF bekommen. Sie solle nicht kommen, hieß es. Es habe nach der zwei Tage zuvor ausgestrahlten TV-Sendung „Klartext, Herr Schulz!“ Probleme gegeben. Bürger, die Fragen stellten, seien von Medien und in sozialen Netzwerken attackiert worden. Das wolle man ihr ersparen.

Sie selbst finde es sehr schade und traurig, Merkel ihre Frage nicht stellen zu dürfen, sagt Passin weiter. „Das hat aber auch nichts genutzt. Es folgten immer wieder die gleichen Erklärungen. Ich habe gespürt, die wollen nicht, dass ich komme.“

Passin zufolge hatte ihr Anwalt Andreas Schulz bereits am 28. März einen Brief an die Bundeskanzlerin geschrieben und um ein Treffen mit den Hinterbliebenen gebeten. Schon damals sei abgesagt worden. „Wir möchten schon gern wissen, warum sie sich als Bundeskanzlerin noch nicht die Zeit genommen hat, uns kennenzulernen, und warum von ihr nicht wenigstens ein persönliches Kondolenzschreiben kam“, so Passin.
Das ZDF bestätigte laut der „Berliner Morgenpost“, dass sich die Redaktion „unmittelbar vor der Sendung noch einmal mit den möglichen Gästen befasst“ habe. Nach der „Klartext“-Sendung mit SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz sei kritisch geprüft worden, wem der Druck der Live-Situation und die mediale Nachwirkung eines Auftritts vor einem Millionenpublikum zuzumuten sei.

Das Blatt zitierte auch einen CDU-Sprecher mit den Worten: „Wir haben die Gäste nicht ausgesucht, hatten keinerlei Zugang zum Auswahlverfahren und keine Kenntnis, wer als Gast erscheinen und was er fragen wird.“

Bei dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt waren am 19. Dezember 2016 zwölf Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt worden.

 

Quelle: Sputnik