Der potenzielle Deal zwischen dem deutschen Energiekonzernen E.On und dem finnischen Unternehmen Fortum könnte weitreichende Folgen für den russischen Energiemarkt und für das Projekt Nord Stream 2 haben, schreibt die Zeitung «Kommersant» am Donnerstag.
Fortum könne nämlich bei E.On 46,65 Prozent der Aktien der Firma Uniper kaufen. Bei einem Preis von etwa 22 Euro pro Aktie könne das deutsche Unternehmen dafür etwa 3,8 Milliarden Euro kassieren. Sollte der Deal zustande kommen, müsste Fortum auch anderen Uniper-Aktionären ein Angebot unterbreiten. 100 Prozent der Aktien würden die Finnen schätzungsweise acht Milliarden Euro kosten.
Fjodor Kornatschew von der Raiffeisenbank schloss nicht aus, dass einige Aktionäre das Angebot auch annehmen könnten und dann würde Fortum die Kontrolle über Uniper bekommen. Immerhin seien die Uniper-Wertpapiere im Laufe des vergangenen Jahres um 120 Prozent (ausgehend von zehn Euro pro Aktie) teurer geworden, so der Experte. „Bei einer solchen Prämie würden viele eine solche Offerte akzeptieren.“
Das Abkommen zwischen E.On und Fortum könnte schon bis Ende dieses Jahres unterzeichnet werden.
Die Firma Uniper war 2016 gegründet worden, als der Mutterkonzern E.On ihr seine Aktiva in der traditionellen Energiewirtschaft überlassen und sich nur auf die „grünen Energien“ konzentriert hatte.
Natalja Porochowa von der russischen Ratingagentur ACRA ist der Ansicht, dass der deutsch-finnische Deal „zum ersten Beispiel dafür werden könnte, dass einer der Branchenführer vollständig auf traditionelle Formen der Energiegewinnung verzichtet“.
Dabei ist Uniper einer der drei größten ausländischen Investoren, die sich an russischen Energiebetrieben im Kontext der Reform der AG „Einheitliche Verbundnetze“ (RAO EES) beteiligen.
Zudem ist Uniper an der Finanzierung des Projekts Nord Stream 2 beteiligt, für das die Firma neben vier anderen europäischen Unternehmen schätzungsweise 950 Millionen Euro bereitstellen soll. Laut Quellen im russischen Energiekonzern Gazprom würde der Wechsel des Hauptaktionärs von Uniper keine Rolle für das Projekt spielen, denn alle Abkommen seien unterzeichnet, und Fortum müsse die damit verbundenen Verpflichtungen erfüllen. Dass Fortum von der finnischen Regierung kontrolliert werde, sei auch kein Hindernis, weil Helsinki loyal zu Nord Stream 2 stehe.
Fortum-Generaldirektor Pekka Lundmark sagte jüngst, sein Unternehmen sehe „Möglichkeiten für operatives Zusammenwirken“ mit den Uniper-Aktiva in Russland, und ein entsprechendes Angebot sei Uniper bereits früher gemacht worden, allerdings abgelehnt worden.
Auf eine Frage von «Kommersant», ob Fortum diese oder jene Uniper-Aktiva in Russland verkaufen könnte, antwortete Lundmark nicht und sagte lediglich, auf der Tagesordnung stehe aktuell nur der Kauf des E.On-Anteils an Uniper. Dabei gehe es um eine Investition und nicht um ein «Verschlingen».
Quelle: Sputnik