Exklusiv: Referendum für ein freies Kurdistan – Nur ein Tag bis zur Unabhängigkeit?

Ein Sputnik-Reporter ist in die Hauptstadt des irakischen Kurdistans, Erbil, gereist, wo er Einwohner zum am 25. September anstehenden Unabhängigkeitsreferendum befragt hat. Die Stimmen aus der Bevölkerung waren eindeutig.

Die Einwohner Erbils bereiten sich auf den Tag des Referendums wie auf einen Feiertag vor. Die Feierlaune ist überall zu spüren; auf Häusern, Büros und Autos wehen Flaggen der Kurdischen Regionalen Administration im Irak (KRAI).

Menschen tanzen in den Straßen zu kurdischer Volksmusik und singen Volkslieder. An den Abenden finden friedliche Demonstrationen und Volksfeste auf den Stadtplätzen statt.

Zahlreiche Plakate mit der Aufschrift „Für das Referendum zur Unabhängigkeit“ hängen in den Straßen in verschiedenen Sprachen – vor allem auf Kurdisch, Türkisch, Arabisch und Englisch. Einige von ihnen zeigen Masud Barzani, kurdischer Politiker und seit Juni 2005 Präsident der Autonomen Region Kurdistan im Nordirak.

Laut dem 27-jährigen Einwohner von Erbils Muhamed Baveri ist die gesamte Bevölkerung Erbils in heller Vorfreude und Aufregung.

„Wir haben viele Jahre auf dieses Referendum gewartet. Eigentlich hätte es schon vor einigen Jahren stattfinden müssen, aber damals hat es der Angriff von Daesh (auch „Islamischer Staat“ (IS) – Anm.d.Red.) verhindert“, sagt Baveri.

Alle Kurden würden dieses Referendum herbeisehnen und dies sei auch ihr gutes Recht.

“Wir träumen davon, die Unabhängigkeit zu erlangen und den unabhängigen Staat Kurdistan zu gründen”, ruft ein Einwohner von Erbil aus.

Für den Irak hätten sie wenig übrig. Die Kurden hätten schon vor Jahren so oder so ihre Bindung zum Irak verloren und sich seitdem nie als Teil des irakischen Staates gefühlt.

Ein anderer Kurde, der 31-jährige Geylana Biro, sagte dem Sputnik-Korrespondent, dass auch die jungen Kurden aus Erbil am Referendum teilnehmen werden, um ihren Beitrag zur Gründung des freien Kurdistans zu leisten.

«Wir, die kurdische Jugend, wollen in einem unabhängigen Kurdistan leben», erkärt Biro.

Jeder freue sich auf das kommende Referendum – und nicht nur in Erbil.

«Große Vorfreude und Aufregung empfinden die Leute nicht nur hier, in KRAI, sondern überall, wo Kurden leben», unterstrich der 31-Jährige.

Ein anderer Unabhängigkeitsbefürworter, Kemkan Husen, betont zudem, wie lange der Unabhängigkeitskampf bereits für die Kurden dauert. Seit Jahrzehnten würden sie ihn ausfechten.

Man habe nun das Ziel eines freien Kurdistans fast erreicht. Die Kurden würden nicht mehr als Teil des Iraks gesehen werden wollen und sie würden sich damit auch nicht mehr abfinden können.

„Jeder Kurde träumt von dem Moment der Ausrufung der Unabhängigkeit. (…) Ich denke, dass bei diesem Referendum etwa 90 Prozent der Kurden für die Unabhängigkeit stimmen werden“, sagte Husen.

Dennoch, man wolle auch nach der Unabhängigkeit in guten Beziehungen mit dem Irak und den anderen Nachbarn in der Region leben.

Ein anderer Kurde aus Erbil, Besam Eshan, betont im Gespräch mit dem Sputnik-Korrespondenten, das Referendum werde definitiv stattfinden. Alle Gerüchte über eine mögliche Absage der Volksabstimmung seien Lügen.

„Millionen von Kurden und Menschen, die in Kurdengebieten leben, wollen, dass dieses Referendum stattfindet und dass ein unabhängiges Kurdistan gegründet wird“, sagt Eshan.

Natürlich sei diese Volksabstimmung vor allem der Wunsch der Kurden, aber auch Araber, Turkmenen und andere Minderheiten in Kurdengebieten würden es befürworten.

Das Referendum würde bereits jetzt jeden Tag gefeiert, da es einer der wichtigsten Schritte zur Erlangung der lang ersehnten Unabhängigkeit sei.

„Es gibt keinen Weg mehr zurück. Wir wollen keinen Druck und keine Repressionen mehr seitens der irakischen Regierung. Daher werden wir bei dem Referendum für die Unabhängigkeit stimmen“, erklärt Eshan am Ende.