Vertreter der türkischen Regierungspartei AKP und der Opposition haben in einem Sputnik-Gespräch den Erfolg der rechtskonservativen AfD bei der Bundestagswahl kommentiert.
„72 Jahre nach dem Holocaust ist eine ultrarechte Partei in das deutsche Parlament eingezogen. Das bedeutet, dass wir uns auf neonazistische Rhetorik gefasst machen müssen“, sagte Mustafa Yeneroğlu (AKP), Vorsitzender der Menschenrechtskommission im türkischen Parlament. „All das ruft bei uns große Bedenken hervor, denn in Deutschland leben 3,5 Millionen unserer Bürger und 5,5 Millionen Muslime.“
Nach seiner Einschätzung müsse die türkische Gemeinde in der Bundesrepublik in der nächsten Zeit mit einem „Aufschwung von Hass und Provokationen“ rechnen.
Diese Sorge teilt auch Oguz Kaan Salıci, Abgeordneter der größten türkischen Oppositionspartei CHP. „Erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg hat bei den Wahlen eine rassistische Partei den dritten Platz eingenommen”, sagte Salıci, der im Auswärtigen Ausschuss des türkischen Parlaments sitzt, zu Sputnik. Das verheiße nichts Gutes für die bilateralen Beziehungen Deutschlands und der Türkei. „Die Migrationswelle aus Syrien Richtung EU hat der deutschen Wirtschaft einen viel größeren Schaden zugefügt als wir zu vermuten vermochten.”
Die CHP-Vertreterin in der EU Kader Sevinç machte den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan für den Erfolg der AfD mitverantwortlich. Erdogan habe mit seiner „anti-europäischen Rhetorik” den Aufschwung der Rechten gefördert.
Bei der Bundestagswahl am vergangenen Sonntag hat die Union 33 Prozent erreicht. Die SPD kam landesweit auf 20,5 Prozent. Drittstärkste Kraft war die AfD mit 12,6 Prozent – sie zieht erstmals ins Parlament ein. Dahinter kamen die FDP mit 10,7 Prozent, die Partei „Die Linke“ mit 9,2 Prozent und das Bündnis 90/Die Grünen mit 8,9 Prozent.
Quelle: Sputnik