Amerikaner interessieren sich für geheimnisvolle „Topol“-Tests

 

Der jüngste Start eines russischen Marschflugkörpers Rs-12M „Topol“ am 26. September auf dem Übungsgelände „Kapustin Jar“ hat großes Interesse in Übersee gefunden.

Die Zeitschrift „National Interest“ widmete dem Start einen großen Beitrag. Der Autor Dave Majumdar zitierte die offizielle Mitteilung des russischen Verteidigungsministeriums, es handele sich um eine Waffe, die „für die Überwindung der Raketenabwehr geeignet“ sei, und versuchte herauszufinden, was für eine Waffe die Russen eigentlich getestet haben.

Um die Situation zu klären, wandte er sich an mehrere US-amerikanische Experten, wobei diese übrigens ethnische Russen waren.

Der Leiter des Projekts „Russische nukleare Kräfte“, Pawel Podwig, sagte, es gebe vorerst zu wenig Information, „um von den Plänen der Russen genau zu sprechen“. Er bezweifelte aber, „dass ein manövrierfähiger Kopfteil getestet wurde. Höchstwahrscheinlich war das ein Test von falschen Zielen und anderen Mitteln zur Überwindung der Raketenabwehr.“
Nikolai Sokow vom Zentrum für Erforschung von Problemen der Nichtweiterverbreitung „James „Martin“ verwies ebenfalls auf den Informationsmangel, schloss aber nicht aus, dass es um den Test des manövrierfähigen Kopfteils gehen könnte.

Nach seinen Worten hatte die Arbeit an diesem Projekt noch in den mittleren 1980er-Jahren begonnen, und das war Moskaus Antwort auf das US-amerikanische „Star Wars“-Programm. Die ersten solchen Raketen seien in den Jahren 1990 bzw. 1991 hergestellt worden, doch dann sei das Programm geschlossen worden, um 1997 bzw. 1998 wiederaufgenommen zu werden.

„Es fanden die ersten fünf Tests statt, vermutlich 2004. Ich denke, dass die sowjetische testweise gebaute Rakete wesentlich umgebaut wurde“, so der Experte.

Darüber hinaus erläuterte Sokow, dass Raketenstarts vom Übungsgelände „Kapustin Jar“ (Gebiet Astrachan) in Richtung Sary-Schagan (Kasachstan) typisch für Tests zwecks Überwindung der Raketenabwehr seien, denn auf dem kasachischen Übungsplatz habe es schon immer Raketenabwehrobjekte und die nötige Ausrüstung gegeben.

„Üblicherweise werden Raketen gestartet, deren Bezeichnung mit X endet“, präzisierte Sokow. „Das ist eine spezielle Modifikation für die Prüfung der Waffenlast, wobei die ziemlich geringe Entfernung zwischen den beiden Übungsplätzen berücksichtigt wird. Meines Erachtens ist dieser Sprengkopf für ‚Jars‘-Raketen bestimmt. Ursprünglich wurde er für die Rakete entwickelt, die später den Namen ‚Topol-M‘ bekam. Und ‚Jars‘ ist ihre vervollkommnete Version. Ich sah Medienberichte, dass dieser Kopfteil auf ‚Topol‘-, ‚Topol-M‘- und ‚Jars‘-Raketen getestet worden war. Ich würde mich aber nicht wundern, wenn wir ihn künftig auch auf einem schweren Flüssigkeits-Marschflugkörper sehen werden, der gerade jetzt entwickelt wird.“
Daraus schlussfolgerte der Autor, dass es kein Wunder sei, dass Russland Experimente mit neuen Typen von Kopfteilen durchführe.

„Der Kreml glaubt, dass die russischen strategischen nuklearen Abschreckungskräfte die Souveränität des Landes garantieren. Während die USA ihre Raketenabwehr vervollkommnen, bemüht sich Moskau immer mehr um die Vorbeugung gegen jegliche Gefahr für seine strategischen nuklearen Kräfte. Auf diesem Gebiet lässt sich beobachten, dass Russland und die USA auf einer Stufe stehen.“

 

Quelle: Sputnik