Bei einem von Polizeigewalt überschatteten und umstrittenen Referendum in der spanischen Region Katalonien haben sich 90 Prozent der Teilnehmer für die Unabhängigkeit ausgesprochen. Dies gab der Sprecher der Regionalregierung Jordi Turull in der Nacht zum Montag bekannt.
Nach seinen Angaben nahmen knapp mehr als die Hälfte der 5,3 Millionen Wahlberechtigten am Referendum teil: Insgesamt seien 2,26 Millionen Stimmzettel gezählt worden, die Zahl der Ja-Stimmen habe bei 2,02 Millionen gelegen. Nur noch 6,8 Prozent stimmten laut der katalanischen Zeitung «Vanguardia» gegen die Abspaltung.
Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy erklärte das Referendum dagegen für ungültig. Er bezeichnete die Abstimmung als eine Inszenierung. «Es hat in Katalonien kein Referendum gegeben», so der Politiker. Er hoffe, dass die katalanische Führung den Weg verlasse, der nirgends hinführe.
Es müssten noch etwa 15.000 Stimmzettel ausgezählt werden, so Turull. In dem vorläufigen Ergebnis seien die Stimmen aus den von der spanischen Polizei beschlagnahmten Wahlurnen nicht berücksichtigt.
Nach dem vom Regionalparlament in Barcelona verabschiedeten „Abspaltungsgesetz“ könnte die Regionalregierung innerhalb der nächsten zwei Tagen die Unabhängigkeit Kataloniens ausrufen. Vor Bekanntgabe der offiziellen Ergebnisse hatte der regionale Regierungschef Carles Puigdemont erklärt, er werde die Ergebnisse der Abstimmung dem katalanischen Parlament zuleiten. „Wir haben das Recht gewonnen, einen unabhängigen Staat zu haben“, sagte er.
Quelle: Sputnik