Sputnik: „Die Nato hat der Türkei den psychologischen Krieg erklärt“

Die Spannungen zwischen der Nato und der Türkei nehmen nach dem Skandal um die „Feind“-Porträts des Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und des Staatsgründers Mustafa Kemal Atatürk weiter zu. Die türkischen Politiker Erkan Akcay und Hasan Bitmez erläutern gegenüber Sputnik, wie es heute um die Beziehungen zwischen der Nato und der Türkei steht.

Laut Akcay, dem Vize-Vorsitzenden der Parlamentsfraktion der Partei der Nationalistischen Bewegung (MHP), ist die Türkei eines der größten Nato-Länder, die im Einklang mit dem Konzept sowie den Zielen der Allianz agiert. Dagegen sei aber leicht zu erkennen, dass die Nato ihren Verpflichtungen gegenüber der Türkei in den vergangenen Jahren nur kaum nachgekommen sei.

„Die Nato hat sich in ein Instrument von gegen die Türkei gerichteten Provokationen verwandelt und ist manchmal sogar Zentrum dieser Provokationen“, sagte der Politiker.Er machte darauf aufmerksam, dass die Nato die Karten des im Jahr 1920 geschlossenen Vertrags von Sevres (durch den der Hedschas, Armenien und Mesopotamien unabhängig werden sollten) veröffentlicht habe, was vor allem bedeute, dass die Allianz einen „psychologischen Krieg“ gegen die Türkei beginne.

„Deswegen sprechen wir davon, dass es nötig ist, die Zweckmäßigkeit der Nato-Mitgliedschaft der Türkei infrage zu stellen. Die Allianz demonstriert einige Züge, die für die der Türkei feindseligen Strukturen typisch sind“, so der Politiker weiter.

Akcay teilt nicht die Ansicht, dass der Nato-Ausstieg der Türkei schädigen würde: „Der Nato-Austritt sollte –genauso wie die Verhandlungen über den EU-Beitritt – nicht wie das Ende der Welt aufgefasst werden“, betonte er.

Hasan Bitmez, Vize-Vorsitzender der Tugendpartei (FP), betonte im Gespräch mit Sputnik, dass die Türkei passende Sicherheitkonzepte außerhalb der Nato-Systeme finden solle:

„Es ist nicht daran zu denken, dass die Nato künftig die im Interesse der Türkei liegenden Schritte tun wird. Die Allianz will die Türkei als Schieber nutzen, der sie vor äußeren Gefahren schützt. Die Sicherheit der Türkei und die Sicherheit des Westens sind zwei verschiedene Sachen.“

Am Freitag hatte Erdogan erklärt, dass beim Nato-Manöver „Trident Javelin“ in Stavanger im Süden Norwegens das Porträt des Gründers der türkischen Republik Musafa Kemal Atatürk und sein eigener Name als „Feinde“ und „Ziele“ auf einer Übersichtskarte angeführt worden seien. Daraufhin zog er 40 türkische Soldaten von den Übungen ab.

Quelle: Sputnik