„Produktionslokalisierung und industrielle Kooperation“ — unter diesem Motto fand in Moskau die Konferenz InRussia 2017 statt. Organisiert von der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer und dem russischen Verband der Industrieparks AIP, hat die Austauschplattform Industrielle und Zulieferer aus beiden Ländern zusammengebracht.
Nach Worten von Matthias Schepp, dem Vorstandsvorsitzenden der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer (AHK), sind deutsche Unternehmen schon längst in Russland lokalisiert — so sei es immer gewesen und es werde auch weiterhin so sein. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion beliefen sich die Direktinvestitionen im Jahr 2007 auf rund sechs Milliarden Euro. Zu jenem Zeitpunkt hatte schon ein Deal mit dem deutschen Energiekonzern E.ON einen Wert von 4,5 Milliarden Euro. Aber auch jetzt laufe es gut, sagte Schepp für Sputnik.
„Wir sehen an den Zahlen der Deutschen Bundesbank, dass wir trotz der politisch schwierigen Situation zwei Milliarden Euro deutsche Direktinvestition hier 2017 haben. Es ist nicht leicht für deutsche Unternehmer, sehr gute Zulieferer zu finden, aber wir sehen da Fortschritte. Immer mehr russische Unternehmen schaffen es auch, in die weltweiten Wirtschaftsketten als Zulieferer zu kommen. Wenn das noch erfolgreicher gehen wird, werden wir natürlich froh sein.“
Die Lokalisierungsansätze in Russland haben sich in den letzten paar Jahren geändert. Früher galt ein Unternehmen, das Direktinvestitionen tätigte, als Investor, der die Produktion lokalisiert hat. Heutzutage ist es nicht ausreichend, etwas einfach zu bauen. Es gibt Unternehmen, die Direktinvestitionen im Wert von mehreren hundert Millionen Dollar getätigt haben, aber ihre Produkte haben nicht den Status «Hergestellt in Russland».
Wassili Osmakow, Russlands stellvertretender Minister für Industrie und Handel, wies darauf hin, dass Exportanforderungen vorrangig seien.
„Importsubstitution allein reicht nicht aus, um viele Arbeitsplätze zu schaffen. Heute ist es wichtig, in Russland wettbewerbsfähige Kompetenzen zu schaffen, die in die internationale Kette integriert werden können.“
Jens Dallendörfer, Geschäftsführer der Firma Wilo Rus, sieht gute Perspektiven für die Lokalisierung des deutschen Pumpen-Herstellers in Russland, wie er zu Sputnik sagte.
„Die Lokalisierung war schon vor fünf Jahren aktuell. Ich weiß nicht, ob ich das Gleiche in einem anderen Land machen möchte. Hier weiß ich, wie es geht. Eigentlich sind wir bis jetzt gut durchgekommen. Unser Werk in Noginsk bei Moskau, das wir gebaut haben, ist als ein Hub für Eurasia gedacht, also die Staaten der ehemaligen Sowjetunion plus Mongolei. Hier möchten wir mit den Exporten arbeiten, dafür ist es produktionstechnisch und logistisch ausgelegt. Wir haben also langfristige Pläne.“
Angesichts der Sanktionen und der Abkühlung zwischen Russland und dem Westen haben sich deutsche Unternehmer nie darüber beschwert, dass einige Dinge in Russland komplizierter geworden sind. Die Unternehmer beurteilen die Lage rational und sehen selbst in schwierigen Zeiten nicht nur Risiken, sondern auch Chancen. Es gebe aber einen starken Kontrast zwischen der wirklichen Lage in Russland und dem Image des Landes, sagte Matthias Schepp. Die in Russland tätigen deutschen Unternehmer würden sehr gut verdienen. Aber diejenigen, die sich in Deutschland bzw. in der EU befänden, ließen sich hier nur schwer einbeziehen.
„Ich glaube die reale Lage ist in Russland immer besser als die Wahrnehmung des Landes, auch auf wirtschaftlichem Gebiet. Das ist eine Herausforderung für die russische Regierung. Aber auch unsere Gesellschaft sieht eine Aufgabe darin, ein realistisches Bild dieses großen Landes zu verbreiten.“
Natalia Pavlova
Quelle: Sputnik