Apokalyptisches Szenario nicht zulassen: Nordkorea-Sanktionen nutzlos – Moskau

Die Verschärfung der Sanktionen gegen Pjöngjang wird in eine humanitäre Katastrophe führen und das nordkoreanische Problem nicht lösen können. Dies erklärte Russlands Vize-Außenminister Igor Morgulow in einer Sitzung des Diskussionsklubs „Valdai“ in Seoul, wie die russischen Medien am Montag berichten.

„Ich denke nicht, dass eine Verschärfung des Drucks zu jenen Ergebnissen führen wird, mit denen die Autoren dieser Politik rechnen. Ich bin überzeugt, sollte man sich das Ziel setzen, dass Nordkorea auf Kernwaffen und die Raketenprogramme verzichtet, so würde dies das Letzte sein, auf das die Nordkoreaner unter dem Druck verzichten werden“, sagte Morgulow.

Der Diplomat hofft, dass Pjöngjang sich weiterhin an das „Regime der Stille“ halten und keine neue Raketenstarts vornehmen werde. Bisher könne niemand wirklich feststellen, wie weit  Pjöngjang bei der Entwicklung von Kernwaffen vorangekommen sei, räumte er ein.

Zuvor hatte Morgulow ein apokalyptisches Szenario der Entwicklung des Geschehens auf der Korea-Halbinsel nicht ausgeschlossen. Er forderte Washington und Pjöngjang auf, „auszuatmen“ und Verhandlungen aufzunehmen.

„Ich hoffe sehr, dass die regionale Gemeinschaft genug gesunden Menschenverstand aufbringt, damit sich dieses negative Szenario nicht verwirklicht“, zitiert die Agentur RIA Novosti den russischen Diplomaten.

Morgulow ist überzeugt, dass bei weiterer Zurückhaltung der Seiten Direktverhandlungen zwischen den Vereinigten Staaten und Nordkorea möglich seien.

„Wenn die von Pjöngjang in den letzten beiden Monaten demonstrierte Zurückhaltung — und Pjöngjang hat seit dem 15. September keine Teststarts mehr vorgenommen — von entsprechenden Schritten seitens der USA und ihrer Bündnispartner honoriert werden würde, so könnte man zur Umsetzung der zweiten Etappe unseres Fahrplans (mit China) vorgehen, und zwar zur Aufnahme von direkten amerikanisch-nordkoreanischen Gesprächen“, so  Morgulow.

Seines Erachtens könnten dabei die Prinzipien der friedlichen Koexistenz erörtert werden.

„Es gibt keine Alternative zum Dialog und zu Verhandlungen. Aber um diesen Dialog aufzunehmen, muss man zuvor Halt machen und ausatmen“, fuhr der Diplomat fort. Das sei notwendig, um die Situation von jenem gefährlichen Abgrund wegzubringen, an dem sie sich gegenwärtig befinde.

Hier sei daran erinnert, dass amerikanische Wissenschaftler sich damit beschäftigen, die Folgen eines möglichen nordkoreanischen Atomschlags gegen Los Angeles zu modellieren, und auf den Hawaii-Inseln war erstmals seit Ende des Kalten Krieges das Alarmsignal erklungen, das vor der Gefahr eines atomaren Angriffs warnt.

Das Gegenüberstehen zwischen  Pjöngjang und Washington hatte sich vor dem Hintergrund der Militärübungen der USA und Südkoreas verschärft, bei denen ein Schlag gegen Nordkorea im Kriegsfall geübt worden war. In Südkorea befinden sich etwa 28.000 US-Soldaten, was mit der Bedrohung des Landes seitens Nordkoreas motiviert wird. Pjöngjang stockt seinerseits sein Atomwaffen- und Raketenpotential auf, und zwar ungeachtet der harten Sanktionen des UN-Sicherheitsrates.

Russland und China hatten Nordkorea zuvor vorgeschlagen, ein Moratorium für Atom-und Raketenteststarts zu erklären, und Südkorea und den USA – sich der Durchführung von Militärübungen in der Region zu enthalten, um die Situation auf der Korea-Halbinsel zu stabilisieren. Washington aber hatte diese Initiative ignoriert.

Quelle: Sputnik