Erst Griechenland, dann Spanien – und wenig später: Ukraine, Brexit, Flüchtlingskrise, Katalonien. Nun steckt Deutschland in einer innenpolitischen Krise, während die Exporte der stärksten EU-Wirtschaft an Fahrt verlieren, wie die Zeitschrift „Expert“ schreibt. Die Kooperation mit Russland sei der Weg, um wieder zu mehr Wachstum zu kommen.
Eine Freundschaft mit Russland sei noch nicht möglich, stattdessen aber eine „strategische Partnerschaft“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel vor ihrer ersten Reise nach Moskau in 2006 laut dem Blatt.
Der Ausdruck dieses deutschen Pragmatismus‘ waren einerseits „feste Wirtschaftsbeziehungen zwischen unseren Ländern“ und andererseits die Abhängigkeit von vorherrschenden Stimmungen im deutschen Inland und dem Ausland, wie die Zeitschrift schreibt.
Mit den Anti-Russland-Sanktionen war Deutschlands Wirtschaft stets unzufrieden, musste aber die Abhängigkeit Deutschlands und der EU von den USA berücksichtigen und sich deshalb mit den Sanktionen abfinden, so das Blatt. Angela Merkel habe zumindest einen Bruch in den Beziehungen verhindert: sie setzte sich gegen den Beitritt Georgiens und der Ukraine zur Nato ein, trug das Normandie-Format und die Minsker Abkommen mit.
Die Kontakte sind heute derart gut erhalten, dass es – im Geiste desselben deutschen Pragmatismus – möglich erscheint, die Sanktionen auszuräumen und die Wirtschaftsbeziehungen zu intensivieren. Moskau jedenfalls kann, so das Blatt, die wirtschaftliche Zusammenarbeit zu beidseitigem Nutzen Deutschlands und Russlands verstärken.
Dazu passt es auch, dass Washington seinen Griff etwas gelockert hat. Und die noch fehlenden Koalitionsbünde im Inland lassen es zu, die Meinung jenes breiten politischen Spektrums zu berücksichtigen, der sich seit Langem dafür einsetzt, die Zusammenarbeit zwischen Berlin und Moskau zu enteisen. Meldungen über die Verluste, die die deutsche Wirtschaft wegen der Sanktionen tragen muss, häufen sich in Deutschland jedenfalls, wie „Expert“ schreibt.
Dabei hat die Bundesrepublik die beiden Krisen der letzten zwei Jahrzehnte im Unterschied zu anderen Nationen bestens überstanden, wie die Zeitschrift schreibt: Es ist wohl nur Deutschland gelungen, in den Krisenjahren die Produktionskosten zu senken und die Rentabilität seiner Firmen zu erhalten.
„Die deutschen Exporte sind seit 2001 um das Zweieinhalbfache gestiegen: Deutschlands Wirtschaft hat sich ans Wachstum gewöhnt. Nur verliert der Außenhandel inzwischen an Fahrt, neue Wachstumsmöglichkeiten müssen her.“
Einer der direkten Wege, zu mehr Wachstum zu kommen, sei Russland mit seinem gewaltigen Modernisierungsbedarf – und einer Kultur, die der europäischen sehr nah sei, so das Blatt.
Allein fehle Russland derzeit ein großangelegter Plan zur massiven Modernisierung seines Wirtschaftssystems, zu dessen Umsetzung man Deutschland einladen könnte. „Sollte dieser Plan aber bald ausgearbeitet sein, könnte er Deutschland eine Kapitalrendite ermöglichen, die in der ganzen Welt nicht zu finden ist“, verspricht das Blatt. „Und die deutsche Wirtschaft ist sich darüber im Klaren“.
Übersetzung: Sputnik