Künftige Kampfjets: „Im Prinzip sollte man lieber keinen Luftkampf eingehen, aber…“

 

In Sachen Flugzeuge gelingt es in den nächsten Jahrzehnten kaum, sich auf künstliche Intelligenz völlig zu verlassen, prognostiziert Sergej Korotkow, Generalkonstrukteur der russischen Flugzeugbau-Holding UAC. Er klärt über manche Trends bei der Entwicklung künftiger Kampfjets auf.

Der Konstrukteur sagte der Zeitung „Iswestija“ mit Blick auf die Entwicklung von Drohnen in Russland: „Die Aufgabe besteht nicht so sehr darin, ein konkretes Fluggerät zu entwickeln, sondern vielmehr darin, ein System unbemannter Flugtechnik zu schaffen. Im Rahmen dieses Themas entstehen nicht nur militärische Drohnen. Beispielsweise wird an einem unbemannten Verkehrssystem gearbeitet, der das Verkehrsproblem zwischen bevölkerungsarmen Gebieten im Fernen Osten lösen soll.“

Generell sei es aber kaum zu erwarten, dass sich der Pilot als Beruf künftig erübrigen werde: „Der Pilot wird so oder so bleiben – die Präsenz eines Menschen ist jedenfalls notwendig, um Entscheidungen zu treffen. In den nächsten Jahrzehnten wird es kaum gelingen, sich auf künstliche Intelligenz völlig zu verlassen.“

Korotkow wurde gefragt, ob künftig unterschiedliche Kampfjet-Klassen weiter bestehen werden oder ein Mehrzweck-Kampfjet alle Aufgaben übernehmen soll. Er antwortete, eine Vereinheitlichung werde von allen angestrebt, denn es werde allzu teuer, viele Flugzeuge unterschiedlicher Klassen zu besitzen.

„Integration und Vereinigung von Aufgaben machen derzeit einen natürlichen Vorgang aus. Das ist eine komplizierte Arbeit. Es besteht beispielsweise ein großer Unterschied zwischen Einsätzen über Land und über See. Man hat ja mit unterschiedlichen Typen von Oberflächen zu tun – und folglich mit unterschiedlichen Sichtbedingungen über dieser Oberfläche sowie mit unterschiedlichen Arten von Störungen. Wenn wir dazu noch Fragen der Integration unterschiedlichen Waffentypen berücksichtigen, nehmen die Ausmaße der Arbeit drastisch zu“, so der Konstrukteur.

Auf die Frage, ob der Luftnahkampf künftig als Option generell berücksichtig wird, antwortete Korotkow: „Das ist eigentlich eine Frage der Doktrin. Jemand akzeptiert die Kampf-Doktrin BVR (beyond visual range) und schneidet seine Plattformen und Systeme darauf zu, jemand anderer tut das nicht.“

„Im Prinzip sollte man natürlich lieber keinen Luftkampf eingehen; wenn es aber zu einer Begegnung mit einem Gegner in kurzer Entfernung kommt, wäre es besser, über entsprechende Kapazitäten zu verfügen als keine davon zu haben“, postulierte der Konstrukteur.

Deshalb seien die Anforderungen in Bezug auf hohe Wendigkeits-Parameter nach wie vor aktuell: „Es geht dabei um die Fähigkeit, eine Stellung für eine Attacke in kürzester Zeit einzunehmen, das eigene Jagdflugzeug aus dem gegnerischen Visier schnell zu führen und eine günstige Ausgangsposition für eine weitere Attacke bzw. für einen Ausstieg aus dem Kampf einzunehmen. Das Flugzeugsteuern ist nach wie vor eine wesentliche Komponente bei der Ausbildung von Kampfpiloten in allen Staaten.“

 

Quelle: Sputnik