Libyen: Lässt die EU Migranten nun direkt herbringen?

Auf dem EU-Afrika-Gipfel vereinbarten die Politiker die Befreiung von in Libyen als Sklaven gehaltenen Migranten. Gibt es dann auch Direktreisen nach Europa? Die Rückführung in die Heimatländer funktioniert ja nicht.

Von Michael Steiner

Nachdem diverse Medien davon berichteten, dass es in den Migrantenlagern in Libyen zu schweren Menschenrechtsverletzungen, Folter und auch Sklavenhandel komme, sprachen die Spitzenpolitiker auf dem EU-Afrika-Gipfel in Abidjan darüber, woraufhin der libysche Ministerpräsident der vom Westen anerkannten Regierung zusagte, dem UN-Flüchtlingswerk UNHCR und der Internationalen Organisation für Migration (IOM) Zugang zu den Migrantenlagern gewähren zu wollen, die in seinem Machtbereich liegen.

Und wie es die «Welt» ganz «interessant» formuliert: «Dies soll es ermöglichen, ausreisewillige Migranten außer Landes zu bringen». Nun: Erstens sind da wohl alle dieser Migranten «ausreisewillig» (sonst wären sie ja nicht nach Libyen gereist um dann nach Europa weiterzuziehen) und zweitens stellt sich nun die Frage, wohin man diese Menschen denn nun bringen will. Nach Europa?

Laut Frankreichs Staatspräsidenten, Emmanuel Macron, soll bereits in den nächsten Tagen und Wochen damit begonnen werden, mittels «Notfalleinsätzen» dann dringende Evakuierungsaktionen» zu starten – oder wie es das Springer-Blatt beschreibt, «um diejenigen aus Libyen zu bringen, die dies wollten». Ganz großes Drama-Kino. Das werden alle dieser Menschen sein. Kaum jemand davon dürfte nach Libyen gereist sein um dort zu bleiben.

Doch nun stellt sich die Frage, wohin Macron, Merkel & Co die ganzen Migranten bringen wollen. Offiziell soll die IOM dafür sorgen, dass diese Menschen in ihre Herkunftsländer zurückkehren können, wobei die Afrikanische Union dabei helfen soll, die Herkunftsländer zu identifizieren und die Menschen mit den notwendigen Reisedokumenten zu versorgen. Doch es ist zu erwarten, dass man aus «humanitären Gründen» wohl doch noch damit beginnt, Tausende dieser Migranten nach Europa zu bringen. Ganz zu schweigen davon, dass viele der Heimatländer diese Leute gar nicht zurücknehmen wollen.

Quelle: Contra Magazin