Als Nordkorea letztens die Rakete testete, feuerte Südkorea in die Gewässer östlich Nordkoreas – in exakt der Distanz, in der sich die nordkoreanische Abschussvorrichtung für Raketen befindet.
Von Marco Maier
Es war ein deutliches Signal Südkoreas an den Norden: Nur sechs Minuten nachdem das nordkoreanische Militär die Hwasong-15 Interkontinentalrakete in die Atmosphäre jagte, bevor sie dann mehr als 50 Minuten später nahe der japanischen Küste ins Wasser fiel, feuerten die südkoreanische Artillerie, sowie die Lufwaffe und die Marine des Landes aus allen Rohren in die Gewässer östlich Nordkoreas.
Das Besondere daran: Das Ziel des südkoreanischen Militärs befand sich in exakt derselben Entfernung wie die Stadt Pyongsong, rund dreißig Kilometer nördlich Pjöngjangs, von der aus die Rakete (sowie die anderen nordkoreanischen Raketen zuvor) losgeschickt wurden. Damit wollte Seoul dem Norden signalisieren, dass man jederzeit die Raketenbasis zerstören könne, wenn man denn wolle. Faktisch war dies jedoch auch ein Genauigkeitstest der Südkoreaner selbst, die so einen Zieltest machen konnten, ohne den Norden direkt anzugreifen.
Allerdings ist auch Südkorea nicht in der Lage, eine bereits abgefeuerte Interkontinentalrakete abzufangen, was bedeutet, dass man in diesem Fall nur zu einem «Präventivschlag» greifen könnte. Das Problem hierbei ist jedoch auch folgender Umstand: Südkorea könnte zwar die dortige Raketenbasis zerstören, doch Nordkorea dürfte gewiss noch weitere solcher Einrichtungen für eben einen solchen Fall besitzen, die jedoch bislang nicht verwendet wurden, um keine Aufmerksamkeit auf sie zu lenken. Seoul müsste also in solch einem Fall mit massiven Vergeltungsmaßnahmen rechnen.
Quelle: Contra Magazin