Energiewirtschaft: Russlands Chance zum Umgehen von Sanktionen

Das Unternehmen „Yamal LNG“ hat neulich die Genehmigung für die Inbetriebnahme der wichtigsten technologischen Objekte der ersten Produktionslinie des LNG-Betriebs erhalten. Dies umfasst insgesamt 58 Bohrlöcher und die entsprechende Infrastruktur.

Damit bekommt Russland die Möglichkeit, die aktuellen sowie möglichen künftigen Sanktionen seitens der USA und der EU-Kommission zu umgehen.

Das Flüssiggas spielt eine immer wichtigere Rolle auf dem globalen Markt der Kohlenwasserstoffe. Der LNG-Verbrauch wächst nicht nur wegen des Mangels an eigenen Energieressourcen gewisser Länder bzw. Regionen, sondern vor allem wegen der großen Vorteile des Flüssiggases im Vergleich zu anderen Energieträgern: Für die LNG-Beförderung müssen keine Pipelines gebaut bzw. betrieben werden – oft im Hohen Norden und anderen schwer zugänglichen Gebieten. Der wohl größte Vorteil ist, dass Flüssiggas per See befördert und auf Märkten mit attraktiven Preisen abgesetzt werden kann. Für Russland ist das besonders wichtig, denn es bemüht sich um seine Energiesicherheit und die Diversifizierung seines Gasexports.

Bis zuletzt hatte Moskau vor allem auf das Pipelinegas gesetzt, um dessen Lieferungen in den letzten Jahren immer mehr politische Probleme entstehen. Aktuell funktioniert in Russland nur ein LNG-Betrieb (auf Sachalin), dessen Kapazität 9,6 Millionen Tonnen pro Jahr beträgt. Das sind weniger als vier Prozent der globalen Produktion. Mit der Umsetzung des Projekts „Yamal LNG“ mit einer Kapazität von 16,5 Millionen Tonnen würde Russland einen großen Erfolg im Ringen um europäische und asiatische Verbraucher verzeichnen, nicht zuletzt dank der günstigen geografischen Lage am nördlichen Polarmeer bzw. an der Nordostpassage.

Übrigens sind bereits viele Verträge über Flüssiggaslieferungen mit Verbrauchern aus Frankreich, Spanien, China und Singapur unterzeichnet worden. Russland hat nun die Chance, bis 2025 seinen Anteil am globalen LNG-Markt von den aktuellen vier Prozent auf 13 bis 20 Prozent aufzustocken. Laut einer Prognose der Beratungsfirma „Ernst & Young“ wird sich der LNG-Bedarf in Europa bis 2030 verdreifachen – von den jetzigen 47 Millionen auf etwa 150 Millionen Tonnen pro Jahr.

Aktuell werden etwa 70 Prozent des gesamten Flüssiggases in den Asien-Pazifik-Raum befördert, der auch künftig seine dominierenden Positionen beibehalten wird. Laut Expertenprognosen werden die größten Verbraucher China, Indien, Pakistan, Vietnam, Indonesien, Malaysia und Thailand bleiben, deren gesamter LNG-Bedarf bis 2030 um das Achtfache steigen wird.

In Europa geht die Erdgasnachfrage in den letzten Jahren allmählich zurück, da sie durch das Flüssiggas ersetzt wird. Davon, dass der europäische LNG-Markt wachsen wird, zeugt auch der jüngste Ausbau von Gasverflüssigungskapazitäten. Diese haben inzwischen etwa 50 Prozent von den Pipelinegas-Kapazitäten erreicht und werden weiter zulegen.

In Russland ist in absehbarer Zeit die Umsetzung von weiteren LNG-Projekten geplant.

Quelle: Sputnik