Der große Kampf um die GroKo – SPD streitet auf Bundesparteitag

Auf dem Bundesparteitag der SPD in Berlin stehen die Zeichen auf Konfrontation. Selten war die Parteibasis so gespalten wie in der Frage: GroKo oder Opposition? Noch bis zum kommenden Samstag soll heftig diskutiert, gestritten und auch neuorientiert werden. Ob Letzteres gelingt, ist noch völlig offen.

Wie aufgeheizt die Stimmung im Berliner Messezentrum ist, erkennt man allein schon an den rund 600 Delegierten, die schon vor dem offiziellen Beginn des Bundesparteitags am Donnerstagmorgen eifrig untereinander diskutieren. Sputnik hat einigen von ihnen die Frage aller Fragen gestellt.

GroKo oder nicht?

Atan, Delegierter aus Kassel:

„Wir sind alle noch unentschlossen. Im Moment ist es wirklich 50:50, dass wir noch nicht genau wissen, in welche Richtung es geht.“

Bärbel, Delegierte aus Duisburg:

„Im Moment fehlt mir die Phantasie für eine neue GoKo. Das müsste inhaltlich erst noch einmal neu ausgearbeitet werden. Da müssen wir erst noch einmal diskutieren, aber zum jetzigen Zeitpunkt kann ich sagen, ich will keine GroKo.“

Falko, Delegierter aus Wolfsburg:

„Wir müssen erst einmal miteinander reden. Weil ohne vorher über Inhalte gesprochen zu haben, will ich weder etwas ausschließen, noch sagen, das ist die Lösung.“

Bernd, Delegierter aus Verden an der Aller:

„Ich bin für eine GroKo, ganz losgelöst und ohne Begründung. Regierung ist immer besser als Opposition.“

Anja, Delegierte aus Lüneburg:

„Wir haben eben unsere Punkte. Wenn sich die CDU darauf nicht einlässt, die auch wegen der CSU unter Druck steht, können wir natürlich nicht in eine GroKo. Wenn wir viele Punkte durchkriegen, müssen wir uns überlegen, ob man sich nicht auch in einer GroKo erneuern kann.“

Rainer, Delegierter aus Stuttgart:

„Wir haben Verantwortung in diesem Land. Aber was sein muss, muss am Ende wahrscheinlich sein. Wenn die Inhalte stimmen, dann ja.“

Doris, Delegierte aus Rotenburg:

„Ich finde, erst müssen die Ziele definiert werden, bevor man nein oder ja sagen kann. Wenn man aus dem erfahrenen Alter kommt, dann weiß man, dass man erst einmal festlegen muss, was ich will, bevor ich sagen kann, ich will nicht.“

Wilfried, Delegierter aus Ostfriesland:

„Ich bin für eine GroKo. Allein deshalb, weil wir sonst ganz aus der Rolle fallen. Als Ostfriese sagen wir, wir machen die GroKo.“

Parsa, Delegierter aus Karlsruhe:

„Es muss erst einmal ergebnisoffen miteinander gesprochen werden. Anschließend muss feststehen, wofür wir in einer möglichen Regierungsbeteiligung stehen. Und wenn die Inhalte stimmen, dann muss man darüber ernsthaft abstimmen.“

Nils, Delegierter aus Braunschweig:

„Ganz klar keine GroKo, da die GroKo bei der letzten Bundestagswahl minus 15 Prozent erhalten hat und deshalb keinen Regierungsauftrag hat.“

Sollten sich die SPD-Delegierten auf dem Bundesparteitag mehrheitlich für Gespräche ihrer Parteiführung mit der Union aussprechen, könnten diese noch Ende Dezember starten. Wären diese erfolgreich, würden im Januar erste Sondierungen beginnen. Doch erst wenn ein kleiner Parteitag anschließend den Sondierungsergebnissen zugestimmt hat, könnten tatsächlich Koalitionsverhandlungen losgehen. Und sollte schließlich ein Koalitionsvertrag stehen, muss ganz am Ende wieder die Parteibasis einer GroKo zustimmen.

Doch bis es soweit ist, wird an diesem Wochenende erst einmal weiter diskutiert, gestritten und auch neuorientiert.

Marcel Joppa

Quelle: Sputnik