Das bevorstehende Treffen zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und seinem türkischen Amtskollegen Recep Tayyip Erdogan sowie die Agenda des Treffens verweisen laut dem Moskauer Politologen Dmitri Solonnikow auf Änderungen in der außenpolitischen Doktrin der Türkei und ihr Abdriften von den euro-atlantischen Strukturen.
„Am 11. Dezember kommt Russlands Präsident Wladimir Putin zu einem Arbeitsbesuch in die Türkei“, so der Pressedienst des russischen Staatschefs.
Im Rahmen der Verhandlungen sollen aktuelle Fragen der bilateralen Zusammenarbeit, vor allem der Verlauf der Umsetzung der Projekte im Energiebereich, behandelt werden. Zudem sollen sich die beiden Staatschefs zu den internationalen Schlüsselproblemen, darunter auch zur Situation im Nahen Osten und in Syrien, äußern.
Kein schneller Prozess
Die Türkei driftet laut dem russischen Experten von der europäischen Integration zur euro-asiatischen Integration und wird sich noch lange in einer solchen Lage befinden:
„Die Türkei ist kein Mitglied bei den eurasischen Bündnissen, sie ist kein Mitglied der Organisation des Vertrages über kollektive Sicherheit (OKVS). Sie ist ein Nato-Mitglied.“
Es sei zweifelhaft, dass die Türkei „auf einmal von den euro-atlantischen Strukturen zu den euro-asiatischen wechselt“. „Nachdem die Nato-Strukturen den Umsturz unterstützt hatten, dessen Ziel es war, den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zu beseitigen, als jener gezwungen war, gegen sie zu kämpfen, wurde klar, dass er sich vom euro-atlantischen Bündnis entfernen wird“, sagte Solonnikow gegenüber dem Portal rueconomics.ru weiter. Dieser Prozess sei aber nicht schnell, ein schneller Wechsel sei aber nur im Fall kriegerischer Zeiten möglich.
Mit Vorteil für Russland
Die aktuellen Kontakte zwischen Ankara und Moskau sowie die heutige Agenda zwischen den beiden Staaten verweisen ihm zufolge auf einen Schub in den Positionen der Türkei.
„Vor fünf Jahren war es unmöglich, sich solche Verhandlungen und solche Agenda vorzustellen“, so Solonnikow. „Jetzt verstehen wir, der Stein ist ins Rollen gekommen. Aber es ist natürlich noch zu früh, zu sagen, dass dieser in einer neuen Konfiguration stehengeblieben ist.“
„Dieses Treffen zwischen Putin und Erdogan bestimmt den Status quo für den heutigen Tag, wo der Verzicht Ankaras auf ein pro-westliches Modell real ist, da die vorherigen Ordnungen nicht mehr bestehen“, sagte der Politologe.
Nun könne man davon sprechen, dass der Druck auf den Bosporus durch das europäische Bündnis eingestellt worden sei.
„Und ähnliche Treffen wie das in Ankara braucht Russland, um diese Schübe, die es in der geopolitischen Position der Türkei gibt, zum eigenen Vorteil zu nutzen“, sagte der Politologe abschließend.
Quelle: Sputnik