Der mit seinen 43 Tonnen 70 km/h schnelle Gas-Turbo-Panzer T-80BV, der unglaublichen Feuerkraft hat, durchläuft gerade eine Generalüberholung und Modernisierung. Bis Ende dieses Jahres wird das Verteidigungsministerium Russlands die nächste Partie der Panzer in den Betrieben der Korporation Uralwagonsawod mit neuen Möglichkeiten versehen lassen.
Zweites Leben
Im Sommer dieses Jahres haben das russische Verteidigungsministerium und die Korporation Uralwagonsawod einen langfristigen Vertrag über die Modernisierung des Panzers T-80BV abgeschlossen. Dabei werden gleich zwei Modernisierungsprogramme absolviert: das Basis- und das verbesserte Programm. Im Rahmen des Basisprogramms sind der Ersatz des ursprünglichen Visiers durch das Allwetter-Visier „Sosna-U“, die Anbringung eines zweiten Visiers und eine grundsätzliche Modernisierung des Motors vorgesehen.
Das verbesserte Modernisierungsprogramm sieht darüber hinaus das Anbringen von Reaktivpanzerungsmodulen „Relikt“ vor. Zudem werden die Panzer einer komplexen technischen Prüfung unterzogen, wobei verschlissene alte Bauteile ersetzt werden. Die Panzer werden „partieweise“ modernisiert – abhängig vom Bedarf und den finanziellen Möglichkeiten der Militärbehörde. Die Basis-Modernisierung der T-80 soll 2018 abgeschlossen werden.
Erst vor einigen Tagen hat eine Marineinfanterie-Abteilung auf Kamtschatka mehrere modernisierte T-80BV erhalten. Sie wurden sofort auf das Übungsgelände „Radygino“ geschickt. Das Kommando überprüfte ihre Schusspräzision mithilfe von Drohnen „Orlan-10“.
Feuer und Schutz
Erwähnenswert ist, dass das Anbringen des Visiers „Sosna-U“ wesentlich zur Verbesserung des Feuerlenksystems und zur Erhöhung des Kampfpotenzials des T-80 beigetragen hat. Es verfügt über ein Wärmebildgerät, einen Laser-E-Messer und einen Zielbegleitungsautomaten. Der neue Visierkomplex garantiert die stabile Zielanweisung unabhängig von der Tages- bzw. Nachtzeit und den Wetterbedingungen. Das unabhängige zweite Visier ist für gleichzeitiges Feuer aus der Kanone und dem gepaarten Maschinengewehr nötig, falls das erste Visier im Gefecht beschädigt werden sollte.
Der Ersatz der veralteten Reaktivpanzerung „Kontakt“ durch die modernere „Relikt“ macht den T-80 nicht nur gegen kumulative Geschosse, sondern auch gegen Anti-Panzer-Geschosse sicher. Das ist wichtig, weil die Rolle der kinetischen Anti-Panzer-Munition in den letzten Jahren wesentlich größer geworden ist.
Ursprünglich wollte das sowjetische Kommando die T-80-Panzer wegen ihrer hohen Geschwindigkeit als Durchbruchmittel einsetzen, das bei den ersten Angriffsschlägen besonders effizient ist. Gerade deswegen wurde damit vor allem die Truppengruppe „West“ versorgt, die in der DDR, also an der Grenze zum damaligen West-Deutschland, stationiert war. Bei einem Krieg gegen die Nato sollten sie die vordersten Stellungen der Allianz in Europa vernichten und bis zum Ärmelkanal vorrücken. Zum Glück ist dieses Szenario allerdings auf dem Papier geblieben.
Die Turbinen zischen…
Die größte Besonderheit des Panzers T-80 ist sein „Herz“. Dieses Modell hat keinen üblichen Dieselmotor, sondern einen Gas-Turbo-Motor. Das ist der erste Grundpanzer mit einer Gasturbine in der Welt. Damit gelang den sowjetischen Ingenieuren ein richtiger Durchbruch. Der T-80 ist enorm mobil und manövrierfähig.
Der Motor GTD-1000T ist 1100 PS stark und kann die Maschine bis zu 70 km/h beschleunigen. Er hat etliche Vorteile: Er kann bei einer Temperatur von bis zu minus 40 Grad problemlos gestartet werden, ist für verschiedene Brennstoffe geeignet und kann schnell ausgetauscht werden.
Übrigens kann man den Motor kaum hören, wenn man vor der Vorderseite des Panzers steht. Das zeugt davon, dass der Panzer akustisch wenig auffällig ist. Außerdem hat das Gas-Turbo-Triebwerk eine solche Konstruktion, dass es kein Kühlwasser braucht. Außerdem muss es im Winter vor dem Start in der Kälte nicht „vorgewärmt“ werden.
Für diese und andere Eigenschaften kann man der Gas-Turbine ihren „Appetit“ (5,5 Liter pro Kilometer gegen „nur“ vier Liter bei einem Benzinmotor), ihre mangelhafte „Reparaturfreundlichkeit“ unter Feldbedingungen wohl verzeihen. Übrigens wurde zwecks Senkung des Brennstoffverbrauchs ein System mit automatischem Starter entwickelt, der im abgestellten Zustand des Panzers im Lichtlampen-Modus arbeiten wird. Mit diesem System sollen die Panzer ebenfalls während der Modernisierungskampagne ausgerüstet werden.
Internationale Anerkennung
Die russischen Streitkräfte verfügen über insgesamt 3200 Panzer T-80BV. Das geht aus einem Bericht des Internationalen Instituts für strategische Studien (IISS) The Military Balance hervor. Allerdings sind 3000 von ihnen konserviert. Die meisten T-80 gehören der vierten Garde-Panzerdivision „Kantemirowskaja“. Den russischen Schnell-Panzer weiß man in vielen Ländern hoch zu schätzen. Diese Maschinen wurden unter anderem nach Südkorea, Zypern und in den Jemen exportiert. Übrigens beglich Moskau in den 1990er- und 2000er-Jahren mit T-80-Panzern und Schützenpanzerwagen BMP und BTR die Staatsschulden der Sowjetunion bei Südkorea.
Ende Oktober berichtete die Website „Poan News“ unter Berufung auf einen südkoreanischen Abgeordneten, dass man in Seoul die russischen Panzer nicht aus der Bewaffnung nehmen wolle, und zwar weil es an Alternativen dafür mangele. Außerdem beklagte sich der Parlamentarier über Probleme mit der technischen Wartung der russischen Maschinen, wegen des Mangels an Ersatzteilen.
Der Chefkonstrukteur für Modernisierungs- und Reparaturarbeiten des Betriebs „Omsktransmasch“ (gehört der Korporation Uralwagonsawod und der Unternehmensgruppe Rostech an), Andrej Sabajew, sagte, sein Betrieb wäre bereit, den Koreanern zu helfen, aber dafür wäre ein entsprechender Antrag der Waffenexportbehörde Rosoboronexport nötig.
Quelle: Sputnik