Die schiitischen Machtzentren verschieben ihren Fokus von Syrien nach Palästina, schreibt die „Nesawissimaja Gaseta“ am Mittwoch.
Die schiitischen Machtzentren ändern ihre Prioritäten im Nahen Osten. Davon zeugt der Auftritt des Anführers der libanesischen Hisbollah, Hassan Nasrallah, in Beirut. Ihm zufolge tritt nach dem Beschluss der USA, Jerusalem anzuerkennen, in der Region das Problem der Palästinenser in den Vordergrund.
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„Ich spreche im Namen der Widerstandsachse (Hisbollah, der Iran und die Regierung Syriens – Anm. d. R.) –,der Völker, Staaten und Organisationen“, sagte Nasrallah. Die Achse des Widerstands habe frühere Etappen durchstanden und sei heute stark und siegreich.
„Jetzt werden Palästina und sein Volk, die Al-Quds-Einheiten zu ihrer Hauptpriorität“, so Nasrallah. Priorität soll der Kampf gegen Israel und der Schutz der Palästinenser sein. Laut Nasrallah müssen die Einwohner Palästinas auf allen Gebieten die dritte Intifada als Antwort auf den Beschluss des US-Präsidenten Donald Trump ausrufen, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen. Der Hisbollah-Chef rief die arabischen Völker zum Beginn einer Kampagne zur Isolierung Israels sowie dazu auf, die Regierungsregime dazu zu bewegen, alle Verbindungen mit ihm zu stoppen. Laut Nasrallah soll der Beschluss Trumps zur Niederlage und zum Ende des jüdischen Staates führen.
Ein eindeutiges Signal an Israel und die USA wird auch vom Iran gesendet. Der Leiter einer Sondereinheit der Revolutionsgarde, General Qassem Soleimani, äußerte die Bereitschaft, den Palästinensern Hilfe zu leisten.
Auch das iranische Parlament rief zur Blockade Israels auf. „Jene arglosen Menschen, die mit dem Friedensprozess im Nahen Osten in den 1990er Jahren zufrieden waren, haben jetzt wohl begriffen, dass die USA nie ihr Wort halten und dass ihre jüngsten Beschlüsse den Friedensprozess im Nahen Osten endgültig untergraben werden“, hieß es in einer Erklärung des Parlaments.
Experten bezeichnen die Verkündigungen der schiitischen Politiker und Militärs allerdings als populistisch. „Die Situation um den palästinensisch-israelischen Konflikt ist populistisch“, sagte der Nahost-Experte Anton Mardassow. „Dass Trumps Beschluss Proteste und das Verbrennen von Fahnen auslöst, war zu erwarten. Es handelt sich de facto aber nicht um eine Umorientierung. Das betrifft alle Kräfte, darunter die Hisbollah. Alle nutzen einfach die Situation für sich“, so der Experte.
Dennoch gibt Mardassow zu, dass die Zeit der Hisbollah in Syrien sich dem Ende zuneigt. „Sie muss Syrien verlassen. In den Reihen der Hisbollah missfällt vielen die Teilnahme an der Syrien-Kampagne wegen der großen Zahl der Opfer. Zum Zeitpunkt der aktiven Einmischung der Hisbollah in den Syrien-Konflikt gab es in der Führung der Organisation entgegengesetzte Positionen zu dieser Operation. Die Erklärung Nasrullahs spiegelt lediglich die Stimmungen wider, die in der Organisation herrschen“, so der Experte.