Russen verstärken Syrien-Basis: Was die Amis sagen, interessiert nicht

Die russische Marinebasis im syrischen Tartus war einst nur eine Tank- und Versorgungsstelle für Sowjetschiffe. Inzwischen ist der Hafen ein richtiger Stützpunkt – und soll weiter ausgebaut werden. Welche Ziele Russland damit verfolgt, erklärt ein Militärexperte im Interview mit dem Portal „rueconomics“.

Neue Kaianlagen sollen in Tartus entstehen und auch flächenmäßig soll der Stützpunkt wachsen. Sinn und Zweck der Maßnahme ist die „dauerhafte Stationierung eines Kampschiffgeschwaders“, sagte Igor Korottschenko, Oberst a.D. und Mitglied im Gesellschaftsrat des russischen Verteidigungsministeriums, dem Portal.

Es sei für Russland strategisch relevant, permanent einen Schiffsverband in Tartus zu haben: „Geplant ist, dort Schiffe und U-Boote zu stationieren, die mit Lenkraketen vom Typ Kalibr bewaffnet sind“, erklärt der Experte.

„Die permanente Stationierung eines kompletten Geschwaders mit Lenkwaffen an Bord hat zwei Vorteile: Russland kann ständig Präsenz zeigen und – falls nötig – Gefahren abwehren, die von Nordafrika, dem gesamten Nahen Osten, dem Mittelmeerraum und der südlichen Nato-Flanke ausgehen könnten. Daher spielt die Basis in Tartus für die Schlagkraft der russischen Marine eine Schlüsselrolle“, so der Offizier.

Der russischen Basis in Tartus kommt eine weitaus größere Bedeutung zu als nur die Lösung lokaler Probleme in Syrien. Dafür sei ja ausreichend, so der Experte, dass die russische Luftwaffe weiter in Syrien bleibt, dass russische Militärberater die syrischen Regierungstruppen ausbilden und diese mit russischen Waffen versorgt werden.

„Der Auftrag der Marinebasis in Tartus ist hingegen – geopolitisch betrachtet – weitreichender. Dabei haben wir es nicht vor, mit den US-Amerikanern zu konkurrieren, die in 130 Ländern dieser Welt Stützpunkte haben. Wir lösen unsere konkreten Aufgaben, wie die Vereinigten Staaten darauf möglicherweise reagieren, interessiert uns überhaupt nicht“, sagt Korottschenko.

Was beim Ausbau des Stützpunkts übrigens auch ansteht, ist die Stärkung der Flugabwehr: „Der Himmel über Tartus wird jetzt durch S-300W-Systeme geschützt. Aber auch dieser Verband muss verstärkt werden, um die Basis vor Luft- und Raketenangriffen abzuschirmen“, so der Fachmann.

Der russische Stützpunkt befindet sich im nördlichen Teil des Seehafens von Tartus, rund 160 Kilometer nordwestlich von Damaskus. Eingerichtet wurde die Basis 1971, um die Sowjetflotte im Mittelmeer mit Treibstoff sowie Proviant zu versorgen und bei Bedarf auch zu reparieren.

Lange Zeit bestand diese Basis aus zwei Schwimmkais, einem Schwimmdock und einigen kleinen Lagern. Betrieben wurde die Anlage von gerade einmal vier russischen Matrosen.

Seit 2012 nutzt Russland Tartus für Waffen- und Nachschublieferungen nach Syrien. Nachdem Russland am 30. September 2015 auf Bitten des syrischen Präsidenten Baschar Assad einen Anti-Terror-Einsatz in Syrien begonnen hatte, wurden auch russische Truppen über die Marinebasis versorgt.

Im Januar dieses Jahres schlossen Moskau und Damaskus ein Abkommen über die Weiternutzung der Marinebasis in Tartus, welches auch deren Ausbau vorsieht. Das Abkommen hat eine Laufzeit von 49 Jahren und verlängert sich automatisch um weitere 25 Jahre, sofern die Seiten es nicht auflösen. Gemäß der Vereinbarung darf Russland bis zu elf Kampfschiffe und U-Boote in Tartus stationieren. Russlands Präsident Wladimir Putin hat das Abkommen nun der Duma – dem Unterhaus des russischen Parlaments – zur Abstimmung vorgelegt.

Quelle: Sputnik