In Peking hat ein russisch-chinesisches Computer-Kommandostabsmanöver der Flugabwehr „Luft- und Weltraumsicherheit 2017“ stattgefunden. Es gab zwar kein Schießen, die Militärs erschlossen aber die Methode des Austauschs von Informationen für den Fall, sollten beide Länder angegriffen werden, schreibt die „Nesawissimaja Gaseta“ am Freitag.
Wie es in Peking hieß, ist das Niveau des gegenseitigen Zusammenwirkens deutlich gestiegen. Beobachtern zufolge handelt es sich sowohl um Bedrohung seitens Nordkoreas als auch seitens der USA und ihrer Verbündeten.
Die chinesische Zeitung „Renmin Ribao“ berichtete unter Berufung auf das chinesische Verteidigungsministerium und Militärexperten, dass russische Militärs kurz vor den Übungen die Tests des gestaffelten Raketenabwehrsystems A-235 abgeschlossen hätten.
An den derzeit laufenden Übungen nehmen Flugabwehrsysteme S-400 und S-300 sowie chinesisches Flugabwehrsystem Hóng Qí-9 teil. Bei den Übungen werden keine Kampfeinheiten genutzt, doch die Militärs bereiten sich auf einen wahren Krieg vor. Das bedeute einen neuen Fortschritt im strategischen Zusammenwirken zwischen Russland und China, schreibt die Zeitung.
Welchen Gegner haben die Initiatoren dieser Übungen genau im Auge? Das amerikanische Nachrichtenmagazin „Newsweek“ gibt eine Antwort auf diese Frage – Russland und China wollen sowohl Nordkorea als auch den USA und deren regionalen Verbündeten Widerstand leisten. Die Zeitung „South China Morning Post“ schreibt, dass die Computerübungen in Peking gleichzeitig mit ähnlichen Manövern stattfinden würden, an denen die USA, Japan und Südkorea teilnehmen.
„Die Militärs beider Länder müssen aufpassen, weil Nordkorea immer provokativer und unkalkulierbarer wird und die USA mehrmals mit einem Angriff gegen den Norden gedroht haben“, sagte der chinesische Militärexperte Li Ze.
Ein Experte von der Technologischen Universität Nanyang in Singapur vermutete, dass Russland und China damit auf die enger werdende Zusammenarbeit in Nordostasien zwischen den USA und deren Verbündeten in der Sphäre der Raketenabwehr reagieren. Er führt als Beispiel den Wunsch Japans an, bei den USA das bodengestützte Raketenabwehrsystem Aegis Ashore zu kaufen, sowie die Stationierung der THAAD-Systeme in Südkorea.
Laut dem Fernostexperten Wassili Kaschin fanden zuvor ähnliche Übungen in Moskau statt, ebenfalls in Form von Computer-Nachmodellierungen. Bei solchen Übungen wird der Einsatz solcher Systeme wie der russischen S-300 und S-400 und der chinesischen Komplexe Hóng Qí-9 modelliert. So lassen sich Protokolle des automatisierten Datenaustauschs modellieren, damit die Seiten voneinander Informationen von ihren Radaranlagen bekommen können. Das sei ein wichtiger Aspekt beim Ausbau der Kompatibilität zwischen den Truppen beider Länder, so der Experte.
Hóng Qí-Raketen entsprechen ungefähr den S-300-Raketen, stehen aber nicht ganz auf der derselben Stufe wie die neuesten russischen Systeme S-400. Deswegen produzieren die Chinesen ihre Hóng Qí-9, kaufen aber zugleich S-400-Raketen.
„Formell haben wir keinen Bündnisvertrag. Doch wenn bei uns kraft sich veränderter Umstände eine politische Entscheidung getroffen sein wird, genügen bestimmte Formalitäten, damit alles funktionieren kann. Denn die ganze Vorbereitungsarbeit zur Aufnahme des Zusammenwirkens ist in einem bedeutenden Umfang gemacht. Die Militärs beider Länder kennen einander sehr gut. Sie kennen die Möglichkeiten des anderen. Für sie wird es einfacher sein, zu handeln“, meinte Kaschin.
Die Annäherung zwischen Moskau und Peking beunruhigt Washington. Um diese Allianz zu verhindern, erklärte Rex Tillerson die Bereitschaft, Zugeständnisse gegenüber China zu machen. Er sicherte Peking zu – falls die Amerikaner aus irgendeinem Grund in Nordkorea eindringen sollten, beispielsweise beim Zusammenbruch des Regimes, würden sie sich nach Südkorea zurückziehen, sobald die Stabilität im Norden wiederhergestellt sei.
Übersetzung: Sputnik