BND-Berichte landeten erst in Moskau und dann beim Bundeskanzler — Top Agent des KGB

Im Kalten Krieg war er Spitzenagent des KGB in Deutschland. Witali Korotkow, am heutigen Mittwoch gerade 90 geworden, erzählt im Sputnik-Interview, warum vertrauliche Informationen des BND beim sowjetischen Geheimdienst sogar schneller landeten als bei Kanzler Konrad Adenauer.

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Korotkow war in den 1950ern Führungsoffizier des ranghohen BND-Mitarbeiters Heinz Felfe, der vom KGB angeheuert worden war. Bevor Felfe in den 1960ern entlarvt wurde, hatte er im Bundesnachrichtendienst (BND) das Referat Gegenspionage Sowjetunion geleitet und war damit der wohl wertvollste Sowjet-Agent in der Bundesrepublik.

Ich habe nicht nur mit Felfe gearbeitet, sondern wir waren Freunde. Seine Verhaftung ging mir sehr zu Herzen“, sagt Korotkow zu Sputnik. „Felfe half uns aus Überzeugung. Er zweifelte nämlich nie daran, dass die Politik der Sowjetunion den deutschen Interessen am besten entspricht.“

Als Leiter der Spionageabwehr habe Felfe Zugriff auf streng geheime Informationen gehabt, darunter auf streng vertrauliche Lageberichte, die für den ersten deutschen Bundeskanzler erstellt worden seien.

„Dank ihm landeten diese Berichte in Moskau sogar früher als auf Konrad Adenauers Schreibtisch“, sagt Korotkow. Die sowjetische Regierung sei deshalb über westdeutsche Pläne oft im Voraus informiert und besser vorbereitet gewesen.

 

Von deutschem Förster in Angst und Schrecken versetzt

Er habe sich immer gründlich auf Treffen mit seinem Informanten vorberietet und alles – von der Legende bis zum kleinsten Kleidungsstück – bis ins letzte Detail durchdacht, erzählt Korotkow weiter. Als er sich einmal mit Felfe im Freien – bei einem inszenierten Picknick – getroffen habe, habe er einen echten Zittermoment erleben müssen.

„Stellen Sie sich einmal vor: Wir sitzen da und sprechen ziemlich freimütig miteinander, da taucht plötzlich ein Mann in Uniform auf und steuert direkt auf uns zu. ‚Aufgeflogen‘, schoss es mir durch den Kopf. Ich erschauerte, konnte mich aber schnell wieder fassen, um keinen Verdacht zu erwecken“, erzählt der KGB-Veteran.

Schnell habe sich jedoch herausgestellt, dass es sich bei dem Uniformierten um einen Förster handle.

„Alles ging also glimpflich aus.“