Der britische Außenminister Boris Johnson hat sich selbst am Freitag nach Abschluss der Gespräche mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow in Moskau als „überzeugter Russophiler“ dargestellt.
„Lasst mich sagen, dass ich ein Russophiler bin“, so Johnson auf der Pressekonferenz nach den Verhandlungen. „Und ein überzeugter noch dazu.“
„Ich möchte sagen, dass ich Vorfahren in den USA, Deutschland und natürlich hier, in Moskau, habe. Ich bin sicher, dass ich der erste Außenminister Großbritanniens bin, der Boris heißt. Ich denke, es wird noch lange keine Borisse auf diesem Posten geben.“
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser?
Johnson versicherte, er strebe eine Verbesserung der Beziehungen zwischen Russland und Großbritannien an, die seit Langem am Tiefpunkt seien.
„Die Beziehungen werden sich verbessern, aber das verringert zweifelsohne nicht die Schwierigkeiten, die heute in unseren Beziehungen existieren. Wir müssen zusammenwirken, um diese Fragen lösen zu können“, fügte der britische Chefdiplomat hinzu.
„Was Vertrauen betrifft, so vertraue ich Boris“, sagte Lawrow seinerseits klipp und klar. Das veranlasse ihn sogar dazu, ihn nicht einfach Boris (englisch ausgesprochen) zu nennen, sondern wie im Russischen mit der Betonung auf der zweiten Silbe (Borís).
„Wie mir scheint, pflegten Ronald Reagan und Gorbatschow zu sagen ‚Trust, but verify‘“, erwiderte Johnson.
Der russische Minister versicherte, er sei bereit, „ohne jegliche Nachprüfung“ zu vertrauen.
Kampf gegen den Terror
Lawrow rief London ferner auf, keine künstlichen Hindernisse für die Zusammenarbeit mit Moskau im Kampf gegen den Terrorismus zu schaffen.
„Eine wahrhaftig effektive Zusammenarbeit im Kampf gegen den Terror wird derzeit von der Entscheidung der britischen Regierung gedämmt, alle Kontakte zum FSB einzustellen. Der FSB ist bei uns die Hauptbehörde im Kampf gegen den Terrorismus, daher ist es schwer, ohne vollwertige Kontakte zu ihm mit Erfolg in diesem Bereich zu rechnen“, betonte der russische Minister.
Moskau sei besorgt darüber, dass London ihm keine vertraulichen Informationen zum Fall Litwinenko zur Verfügung stelle. Lawrow denke aber, dass die künstlich geschaffenen Hindernisse aufgrund der „offensichtlich nötigen Zusammenarbeit im Anti-Terror-Kampf“ nicht bestehen bleiben.
Johnson versicherte seinerseits, dass London und Moskau ihre Kooperation im Bereich des Anti-Terror-Kampfes fortsetzen würden, räumte jedoch ein, dass es in dieser Frage heute „bestimmte Schwierigkeiten“ gebe.
Mit Blick auf die Fußballweltmeisterschaft im kommenden Jahr in Russland fügte er hinzu, dass die Sicherheitsdienste der beiden Länder die Arbeit miteinander koordinieren müssten, damit das Großevent „friedlich, ruhig und sicher“ verlaufe.
Das ewige Lied von der „russischen Einmischung“
Die Diplomaten sind offenbar in ihren Gesprächen am Freitag zudem auf die Vorwürfe der Einmischung in die Angelegenheiten anderer Länder gegen Russland eingegangen.
Nach Johnsons Ansicht soll es „viele Beweise einer Einmischung Russlands in die Wahlen in Deutschland, Italien, Frankreich und den USA“ geben. Wie der britische Minister allerdings einräumte, verfügt er über keine Beweise für eine Manipulation des Brexit-Referendums in Großbritannien.
Lawrow unterstrich seinerseits wiederholt, dass Moskau nach wie vor keinen einzigen Beweis für diese Anschuldigungen vorgelegt bekommen habe.
„Wenn es davon eine Menge gibt, dann könnte ja zumindest etwas durchsickern. Allerdings haben wir bis dato außer der grundlosen Behauptung, dass jemand für vier Kopeken eine Werbeanzeige in irgendwelchen sozialen Netzwerken geschaltet hat, nichts gehört“, stellte der russische Diplomat fest.
Ihm zufolge kann Russland dieses Thema nicht „klar und vernünftig besprechen“, bis Moskau konkrete Tatsachen vorgelegt werden.
Quelle: Sputnik