Mexiko: Humanitäre Katastrophe durch Vertreibung in Chiapas

Vertriebene leben unter katastrophalen Bedingungen ohne Trinkwasser und ausreichend Nahrung bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Behörden sind untätig, schreibt amerika 21 auf seiner Seite.

Von Leticia Hillenbrand auf amerika21

Die mexikanische Erzdiözese fordert von der Regional- und der Bundesregierung schnelles Handeln im Fall der 5.000 Tzotzil-Indigenen im Bundesstaat Chiapas, die aufgrund zunehmender Gewalt von Seiten paramilitärischer Gruppen der Region in die Berge geflohen sind. Das ist in der wöchentlichen Ausgabe der Zeitung der Erzdiözese zu lesen.

Die Indigenen der aneinandergrenzenden Gemeinden Chenalhó und Chalchihuitán begannen seit dem 13. Oktober, ihre Häuser zu verlassen. Nachdem eine bewaffnete paramilitärische Gruppe am 18. Oktober neun Häuser willkürlich in Brand setzte und Samuel Luna Girón aus Chalchihuitán ermordete, eskaliert nun der Exodus.

Die Vertriebenen leben bis heute immer noch unter katastrophalen Bedingungen ohne Trinkwasser, ohne genügend Essen und nur mit selbstgemachten Zelten aus Plastiksäcken geschützt bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt.

Seit dem 28.November hat die Diözese von San Cristobal «die Terror-Lage» der Gemeinden Chenalhó und Chalchihuitán angeprangert: «Das Problem der Vertriebenen legt ein weiteres altes Problem offen, einen inexistenten Rechtstaat und sehr große wirtschaftliche Interessen».

Die Nationale Menschenrechtkommission hat unmittelbar nach der Meldung der Erzdiözese Empfehlungen an das Bundesinnenministerium gegeben. Die Behörden haben diese bis heute ignoriert.

Mitarbeiter der gemeinsamen Sanitätskolonne der Organisationen Kommunitäre Gesundheitsvorsorge und Entwicklung (Sadec) und Frauenhaus (Cam), die vom 11. bis 16. Dezember den Vertriebenen medizinische Hilfe geleistet haben, berichteten von der Untätigkeit der Regierung. Demnach sind elf Personen gestorben, darunter vier Kinder. Laut den Diagnosen leiden 127 der Vertriebenen an Erkrankungen der Atemwege und 41 an Mageninfektionen. Weitere Erkrankungen sind Hautentzündungen, Knochen- und Muskelkrankheiten sowie Angststörungen. Der 17-jährige Raymundo Luna Pérez starb, nachdem er während einer Angststörungs-Attacke Herbizid getrunken hatte.

Die schlechten Wetter- und die prekären Lebensbedingungen gefährden die Gesundheit der Vertriebenen. Dazu kommt die ansteigende Gewalt. Abends sind immer wieder Schüsse zu hören, sodass die Tzotzil-Indigenen nicht in ihre Häuser zurückzukehren, so der Bericht der Sanitätskolonnen.

Ein weiteres Problem ist die Zerstörung der Landstraße Richtung Chalchihuitán durch diese paramilitärischen Gruppen. Dies erschwert Hilfeleistenden den Zugang und den Kontakt mit den Vertriebenen.

Laut der mexikanischen Erzdiözese kommen die paramilitärischen Gruppen in Chenalhó und Chalchihuitán problemlos an Schusswaffen und ihre Drohungen werden heftiger. «Es ist unbedingt nötig, sie zu stoppen, zu entwaffnen und vor Gericht zu bringen. Die Auslöser für die Zwangsvertreibung in der Region müssen abgeschafft werden», so die Erzdiözese.