„Eurasisches Projekt“ Russlands: „USA und EU keine Zuchtmeister des Globus mehr“

Russland gibt Impulse zur Entwicklung Eurasiens, die sich nicht auf der Basis neo-kolonialer Abhängigkeiten, sondern in Form einer multikulturellen Kooperation der Staaten-Gemeinschaft vollzieht, schreibt der namhafte Russlandforscher Kai Ehlers für das Eurasische Magazin.

Der Experte vergleicht Russlands Außenpolitik mit dem in Asien beliebten strategischen Brettspiel Go, bei dem ein zur rechten Zeit an die richtige Stelle gesetztes Steinchen die Situation auf einen Schlag verändern kann. Als ein solches „Steinchen“ bezeichnet er die Erklärung des russischen Präsidenten Wladimir Putin, der Terrorismus sei besiegt, und den Befehl zum Rückzug des russischen Militärs aus Syrien. Putins weiterer wichtiger Schritt sei die öffentliche Kritik an der Entscheidung des US-Präsidenten Donald Trump, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen.

„Die USA und in ihrem Schatten Europa, konkret die EU, haben ihre historische Definitionsmacht als imperiale Zuchtmeister des Globus verloren. Heute kommt die Ansage zur Entwicklung Eurasiens nicht aus dem Westen, sondern aus dem Osten – aus Russland, China, aus Zentral- und Süd-Ost-Asien“, so Ehlers.

Zusammen mit China sei Russland zum „faktischen Modell und Impulsgeber des multipolaren Gegenentwurfes“ gegenüber der „unipolaren Imperialordnung der USA“ aufgestiegen. Dem Autor zufolge verstehen Russland und China die Entwicklung Eurasiens „als Prozess des Sammelns und sich Verbündens, des Länder-, Kultur- und Sprachräume und des übergreifenden Verlangens nach gegenseitiger tatsächlicher Entwicklungshilfe, statt der Herstellung neo-kolonialer Abhängigkeiten unter dem Etikett einer solchen“.

Russland sei das „Herzland“ Eurasiens und der Schlüssel zu dessen Beherrschung, schreibt Ehlers unter Berufung auf den UdSSR- und Russland-Kritiker Zbigniew Brzezinski. Demzufolge benutzen die USA die EU, in Sonderheit Deutschland, Japan und den „mesopotamisch-afrikanische Raum“ als „Stoßkeile“ im Kampf gegen die kommende Rolle Eurasiens bei der Herausbildung einer neuen Weltordnung.

Ehlers sieht in der Entwicklung Eurasiens das mögliche Anbrechen einer neuen Phase der Weltpolitik: „Die Möglichkeit einer grenzüberschreitenden Kooperation einer multikulturell vernetzten Staaten-Gemeinschaft, in der Staaten sich darauf beschränken können, sich gegenseitig zu stützen“. Es bestehe jedoch die Gefahr, dass das „Eurasische Projekt“ der Herausbildung eines neuen Hegemons – Chinas – Vorschub leisten könne.

Quelle: Sputnik