Russland hat begonnen, eine permanente Gruppierung von Streitkräften auf dem Marinestützpunkt Tartus und der Hmeymim Luftwaffenbasis in Syrien zu bilden. Dies erklärte der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu bei einer Fach-Konferenz.
„Letzte Woche genehmigte der Oberbefehlshaber die Struktur und Personalstärke der Tartus- und Hmeymim-Basen“, so Schoigu gegenüber der Nachrichtenagentur TASS und betont:
Wir haben begonnen, dort eine permanente Gruppierung zu bilden.
Am Dienstag billigte der Föderationsrat Russlands die Ratifizierung eines Abkommens zwischen Russland und Syrien über die Erweiterung der Marineeinrichtung in der Nähe der Hafenstadt Tartus. Die Militärpräsenz wird zu einem vollwertigen Marinestützpunkt aufgewertet. Dem Dokument zufolge dürfen russische Schiffe, einschließlich nuklear betriebene Kreuzer, in die Gewässer und Häfen Syriens künftig einlaufen.
Am 11. Dezember ordnete Russlands Präsident Wladimir Putin den Abzug der Streitkräfte aus Syrien an. Minister Schoigu berichtete Putin am 22. Dezember, dass sein Befehl zum Abzug der Streitkräfte aus Syrien erfüllt wurde. Drei Militärpolizeibataillone, das russische „Zentrum für Aussöhnung“, Russlands Stützpunkte in Tartus und Hmeymim verbleiben in Syrien.
Der Präsident des Nationalen Strategieinstituts in Moskau, Michail Remizow, stellte im Gespräch mit dem russischen Nachrichtenportal Vestnik Kavkaza fest, dass Russlands permanente Truppenzusammenlegung in Syriens Tartus und Hmeymim mehrere Aufgaben übernehmen wird.
„Die erste Aufgabe ist politisch, das heißt, die Präsenz Russlands zu erhalten und unsere Interessen in der Region zu wahren. Außerdem werden die Stützpunkte als Sicherheitsmechanismus für das politische Regime in Syrien dienen, das uns freundlich gesinnt ist. Eine solche permanente Basis der russischen Streitkräfte kann sehr wichtig sein, um die Möglichkeiten für externe Interventionen anderer Akteure im syrischen Friedensprozess zu erschweren“, betonte er.
In einem Interview mit der russischen Tageszeitung Komsomolskaya Pravda gab der russische Generalstabschef Waleri Gerasimov in diesem Zusammenhang bekannt, dass eine der Topprioritäten Russlands in Syrien für 2018 „die Eliminierung der Dschabhat al-Nusra-Miliz und ihren Untergruppierungen“ sein wird. Dschabhat al-Nusra gilt als syrischer Ableger des internationalen al-Kaida-Netzwerks.
Einige Mitglieder dieser Terrororganisation operieren in Deeskalationszonen. Dschabhat al-Nusra wendet sich gegen den Waffenstillstand. Deshalb muss die Gruppe eliminiert werden“, sagte der oberste militärische Vertreter Russlands.
Michail Remizow betonte, dass Russland nicht nur Geld für die Instandhaltung der Basis ausgeben, sondern auch für seine Präsenz in der Region Kooperationsgarantien erhalten sollte. Der Analyst erläuterte:
Wir sollten damit beginnen, unsere wirtschaftlichen Interessen zu verwirklichen, einschließlich des Transits, der Entwicklung von Infrastrukturprojekten, der Öl- und Gasförderung und so weiter. Es wäre falsch, wenn Russland sich wie die Sowjetunion verhält und Geld für Einflusssphären ausgibt, anstatt auch davon zu profitieren.
„Der Marinestützpunkt wird auch die Logistik unserer Marine und ihre Präsenz im Mittelmeer sicherstellen. Das ist ein Anreiz für die Entwicklung der Einsatzkapazität der Flotte“, sagte der Präsident des Nationalen Strategieinstituts. Er fügte hinzu, dass Russland mit diesen Stützpunkten in der Lage sein wird, die Situation am Boden in Syrien erheblich zu beeinflussen, sollte es neue militärische und politische Konfrontation geben.
Der Chefredakteur des russischen Geopolitik-Magazins National Defense, Igor Korotchenko, wies auf die Möglichkeit hin, die militärische Präsenz Russlands im Nahen Osten zu verstärken.
«Zunächst einmal werden unsere Stützpunkte die Unumkehrbarkeit der Niederlage des „Islamischen Staates“ besiegeln und es uns ermöglichen, schnell zu reagieren, wenn sich die Situation verschlechtert. Sie werden auch ein Faktor bei der Sicherung der militärischen Interessen Russlands in der Region werden. Mit diesen Stützpunkten werden wir in der Lage sein, ganz Nordafrika, den gesamten Nahen Osten, das Mittelmeer und die südliche Flanke der NATO zu kontrollieren. Die Nutzung dieser beiden Militärstützpunkte bietet uns eine einzigartige Möglichkeit, auf Sicherheitsbedrohungen zu reagieren“, erklärte er.
„Gleichzeitig wachsen die militärischen Fähigkeiten zu geopolitischen Fähigkeiten heran“, schloss Igor Korotchenko. „Die Basen werden den Einfluss Russlands erhöhen und sind eine Demonstration, dass es zu einer der führenden Militärmächte der Welt geworden ist. Darüber hinaus sollte unser militärischer Sieg in Syrien uns bestimmte materielle Dividenden bringen.“
Im Zuge des Syrien-Konflikts starben über 450.000 Menschen. Rund 11,6 Millionen Syrer sind auf der Flucht, davon 6,3 Millionen innerhalb Syriens; mindestens fünf Millionen flohen aus ihrem Land.
Quelle: RT