Die Europäische Union versucht, das Projekt Nord Stream 2 zu verhindern oder seine Realisierung zu erschweren. Doch am Ende sollen die Vernunft und die Rationalität siegen, sagte der ehemalige Vorsitzende der Geschäftsführung der Dena sowie Geschäftsführer der EnergyEfficiencyInvest-Eurasia GmbH, Stephan Kohler, im Gespräch mit Sputnik.
Im Jahr 2017 waren die Beziehungen zwischen Russland und der Europäischen Union in der Politik demnach nicht so gut wie in der Wirtschaft. Im Energiebereich gebe es Widerstand gegen das Projekt Nord Stream 2: in der EU-Kommission sowie in den Anrainer-Staaten. Doch das Bergamt Stralsund habe eine Teilgenehmigung für den Bau der Trasse im Ostseebereich des deutschen Festlandsockels erteilt – das sei ein kleiner Schritt voran, meint der Energieexperte.
„Es gab schon praktisch seit Beginn des Nord Stream 2 Widerstand. Es droht immer noch die Gefahr, dass Steine in den Weg gelegt werden. Aber am Ende sollen die Vernunft und Rationalität siegen, und wir können das Projekt realisieren. Die Explosion am wichtigsten Gas-Verteilkreuz in Österreich und der darauf folgende Energie-Notstand in Italien mit Folgen für Südeuropa haben gezeigt, wie wichtig es ist, verschiedene Pipelinerouten zu haben, um die Versorgung mit Erdgas sicherzustellen. Das ist ein zusätzliches Argument für Nord Stream 2.“
Laut Stephan Kohler gibt es in Deutschland Diskussionen in Bezug auf den Ausstieg aus der Kohle. Das könne aber nur dann gelingen, wenn man zusätzliches Erdgas auch im Kraftwerksbereich einsetzen würde.
Die EnergyEfficiencyInvest-Eurasia GmbH sei in Russland sehr aktiv, so der Geschäftsführer des deutsch-russischen Unternehmens. Aber auch andere deutsche Firmen in Russland zeigten gute Ergebnisse und den Wunsch, auf dem russischen Markt zu bleiben. Es gehe nicht nur unbedingt um große, sondern auch um mittelständische Unternehmen, wie WILO oder Viessmann, die in Russland Werke gebaut hätten, um der Nachfrage nach hocheffizienten Anlagen gerecht werden zu können.
Russland und Deutschland bzw. die Europäische Union bräuchten einen neuen Anfang und eine Verbesserung ihrer Beziehungen, betonte Stephan Kohler im Sputnik-Gespräch. In Deutschland gebe es immer mehr Berichte, dass die Sanktionen gegen Russland mehr Deutschland und Europa als Russland schaden würden.
„Es gewinnt immer mehr ein Standpunkt die Oberhand, dass wir von den USA in einen Konflikt mit Russland hineingezogen worden seien und wir eine eigenständigere Politik von Europa ausmachen müssten und uns nicht sehr stark an die Politik der USA anlehnen sollten. Wir haben einen Erfahrungszuwachs, der mich positiv in die Zukunft blicken lässt, dass unser Verhältnis wieder verbessert wird.“