Ein Video zeigt, wie ein US-Soldat eines Spezialeinsatzkommandos auf Zivilisten in Afghanistan schießt. Der Vorfall könnte die angespannten Beziehungen zur afghanischen Regierung weiter schädigen. Das Pentagon hat eine Untersuchung des Vorfalls angekündigt. Das dreiminütige Video soll ein Zusammenschnitt vom Kampf der US-Truppen gegen den Islamischen Staat zeigen.
https://youtu.be/VS61sySdThg
Für kurze Zeit war es auf YouTube unter dem Titel «Happy Few Ordnance Symphony» (übersetzbar mit «Symphonie mit angenehm wenig Artillerie») sichtbar, wurde dann aber wieder gelöscht. Im Hintergrund ist Musik zu hören und das Video ähnelt den Zusammenschnitten, die Truppen in ihren eigenen Reihen teilen, aufgenommen durch Helmkameras im Einsatz. Ein Statement des US Central Command gegenüber POLITICO: Das Amateur-Video, welches auf einer öffentlichen Seite geteilt wurde, gibt uns ernstzunehmende Bedenken.
Das betreffende Video ist kein offizielles, nicht autorisiert und zeigt nicht die Professionalität der Streitkräfte des US Central Command. Wir nehmen eine Untersuchung zum Video vor und werden angemessen, den Ergebnissen der Untersuchung entsprechend, handeln. Der fragwürdige Inhalt, zu welchem die Untersuchungen eingeleitet wurde, ist 20 Sekunden lang. Ein Militärfahrzeug nähert sich einem LKW mit schwarzem Führerhaus, ein für Afghanistan typisches Fahrzeug, welches auch als «Jingle Truck» bezeichnet wird.
Das Militärfahrzeug der US-Armee ist ein bewaffneter M-ATV, welches bei Spezialeinsätzen zum Einsatz kommt. POLITICO versuchte die Authentizität des Videos zu belegen. Wann genau das Material aufgenommen wurde, ist nicht bekannt. Der Bildtext aber weist auf das vergangene Jahr hin. Im Jahr 2017 standen sich IS-Kämpfer und US-Soldaten in der Nangarhar Provinz gegenüber. Die Uniformen der US-Soldaten im Bildmaterial weisen daraufhin, dass es sich um Spezialeinsatzkräfte, wie die Green Berets, SEALs, Rangers oder Marine Raiders handelt.
Sie feuern aus Maschinengewehren und Granatwerfern.
Das Video gibt keinen Aufschluss darüber, ob der Fahrer des LKWs verletzt wurde. Der amerikanische Schütze und sein Rang lassen sich ebenfalls nicht identifizieren. Das Glas des Führerhauses wurde durch den Schuss beschädigt. Es könnte sich aber auch um eine nicht tödliche Waffe gehandelt haben, so Reaktionen aus dem Militär. Dies widerspricht jedoch der gängigen Praxis von Spezialeinsatzkommandos, die kaum nicht-tödliche Waffen bei sich trügen. Falls das Spezialeinsatzkommando auf einen Angriff reagierte, könnten sie sich dem Fahrzeug aus mehreren Richtungen angenähert haben.
Dann wären weitere Gefechtssituationen eingetreten, die nicht im Video zu sehen sind. General Joseph Votel: Ich habe mir das Video angesehen, ich bin enttäuscht und auch besorgt, dass die Amerikaner, unsere Koalitionspartner, die afghanische Regierung und die Afghanen glauben werden, dass US-Streitkräfte gefühllos und teilnahmslos sind gegenüber dem Horror des Krieges, oder dem Leid unschuldiger Menschen, die im Konflikt des Landes gefangen sind. Die Spezialeinsatzkommandos sind besser ausgebildet als die konventionellen Truppen.
Dies bringt jedoch auch den Nachteil mit sich, dass sie weitgehend autonom und in kleineren Gruppen agieren. Im Jahr 2009 stellte ein Admiral die Einsätze seiner Truppen ein, nachdem es zivile Opfer und tote afghanische Polizisten gegeben hatte. Die Verletzungen eines kleinen Mädchens führten zu Protesten. Im Jahr 2017 führte der Einsatz von amerikanischen Spezialkommandos zum Tod von 33 Zivilisten in der Provinz Kunduz. Die offizielle Zahl der Provinz-Behörden liegen aber höher. Von Seiten des US-Militärs hieß es, die Soldaten hätten aus Selbstverteidigung gehandelt. Derzeit sind in Afghanistan 14.000 US-Truppen stationiert und es sollen noch mehr werden. Bei einem Überraschungsbesuch sagte Mike Pence: Ich glaube, der Sieg ist näher als zuvor.