Nach der dritten Nacht in Folge mit gewaltsamen Protesten in Tunesien ist die Zahl der Festgenommenen offenbar auf mehr als 600 gestiegen. Die Intensität der Gewalt habe insgesamt nachgelassen, sagte ein Sprecher.
Nach der dritten Nacht in Folge mit gewaltsamen Protesten in Tunesien ist die Zahl der Festgenommenen nach Angaben des Innenministeriums auf mehr als 600 gestiegen.
Die Verhaftungen am Mittwoch seien wegen Diebstahls, Plünderungen, Brandstiftung und Straßenblockaden erfolgt, erläuterte der Sprecher. Bereits am Dienstag waren demnach 237 Menschen und am Montag 44 Menschen festgenommen worden.
In der nordtunesischen Stadt Thala wurde in der Nacht auf Donnerstag nach Angaben des Sprechers ein wichtiger Polizeiposten angezündet. Landesweit seien bei den Auseinandersetzungen in dieser Nacht 21 Polizisten verletzt worden.
Die Proteste richten sich gegen steigende Lebenshaltungskosten und die Sparpolitik der Regierung. In der nordtunesischen Stadt Siliana bewarfen Jugendliche die Sicherheitskräfte mit Steinen und Molotow-Cocktails, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Die Polizei setzte Tränengas ein. Wie ein weiterer AFP-Reporter berichtete, zündeten in Kasserine im Zentrum des Landes junge Demonstranten Reifen an, um Straßen zu blockieren. Sie bewarfen die Polizei mit Steinen.
In Tebourba war am Montag bei gewaltsamen Protesten ein etwa 40-jähriger Mann getötet worden. Unklar ist nach wie vor die Todesursache. Das Innenministerium bestritt, dass die Polizei den Mann getötet habe.
Das Verteidigungsministerium teilte mit, dass wegen der Ausschreitungen in den größeren Städten nun Soldaten vor Banken, Postfilialen und Regierungsgebäuden postiert worden seien.
Am Mittwoch hatte der tunesische Regierungschef Youssef Chahed bei einem Besuch in der Nähe von Tebourba die gewaltsamen Proteste als „Vandalismus“ verurteilt. Er bedauerte, dass jedes Mal „Vandalen“ auftreten würden, wenn es in Tunesien zu sozialen Spannungen komme.
Ein Sprecher der linken Oppositionspartei Volksfront bezeichnete es zwar als „illegitim“, Staatseigentum zu zerstören. Zugleich appellierte er an Regierungschef Chahed, „Lösungen für die jungen Tunesier“ zu finden. „Friedliche Demonstrationen“ seien Teil der Demokratie.
Die mächtige Gewerkschaft UGTT rief für Montag anlässlich des siebten Jahrestags der tunesischen Revolution zu einer Kundgebung in Tunis auf. Die Aktivisten der Kampagne Fech Nestannew (Was wir wollen) riefen zu Massenprotesten am Freitag auf.
Die Denkfabrik International Crisis Group (ICG) warnte indessen in einem Bericht vor einer „autoritären Versuchung“ für die politische Klasse Tunesiens. Sie warf dem tunesischen Präsidenten am Donnerstag vor zu versuchen, das politische System auf sich auszurichten.
Quelle: Epochtimes