Die sich anbahnende Militäroperation der Türkei gegen die syrischen Kurden scheint begonnen zu haben. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu haben türkische Streitkräfte am Freitag das Feuer auf Stellungen der kurdischen YPG nahe der Stadt Afrin eröffnet. Der Artilleriebeschuss soll im Moment vom türkischen Territorium aus stattfinden.
Laut der Nachrichtenagentur hat die türkische Armee Stellungen der kurdischen YPG-Miliz in der Nähe der Stadt Afrin im Nord-Westen Syriens unter massiven Artilleriebeschuss genommen. Mindestens zehn Artillerieschläge seien aus der südlichen türkischen Provinz Hatay geführt worden.
Offiziell wurde der Start der sich lange Zeit anbahnenden Militäroperation noch nicht bestätigt. Quellen aus türkischen Militärkreisen sollen der Nachrichtenagentur erklärt haben, das Feuer sei im Moment nur eine Reaktion auf vorherigen Beschuss türkischer Positionen seitens der YPG.
Der türkische Verteidigungsminister Nurettin Canikli erklärte allerdings dem Sender A-Haber, dass die Entscheidung über die Bodenoffensive auf kurdische Stellungen nicht mehr zurückgenommen werde, da bewaffnete Kurdenverbände regelmäßig das türkische Territorium beschießen und eine reale Gefahr darstellen würden.
Eine Quelle aus den YPG-Reihen bestätigte Sputnik, dass mehrere Ortschaften unter Beschuss geraten seien.
„Mehr als 70 Raketen, die von der türkischen Artillerie aus der Stadt Hatay im Süden der Türkei abgefeuert wurden, haben die Stadt Radjou und benachbarte Städte getroffen, was zu einem großen materiellen Schaden und der Zerstörung der örtlichen Radiostation geführt hat“, erklärte der Gesprächspartner.
Kurden bereit, sich zu verteidigen
Der kurdische örtliche Politiker Reizan Hedu erklärte Sputnik, dass die Kurden in Afrin ihrerseits bereit seien, sich zu verteidigen, sollten türkische Streitkräfte eine großangelegte Offensive gegen ihre Positionen starten.
Im Moment gebe es allerdings „nur“ einen Artilleriebeschuss seitens der türkischen Armee auf Ortschaften rund um Afrin.
„Ja, der Artilleriebeschuss findet statt. Aber die Einwohner wollen ihr Land nicht verlassen und sind gegen die Anwesenheit der türkischen Armee. Umso mehr, weil zusammen mit der türkischen Armee die Dschabhat an-Nusra (kommt)“, erklärte der Politiker.
Diese Terrororganisation halte die Kurden für Ungläubige und dürfe daher nicht nach Afrin kommen – wie auch die türkische Armee.
Weiterhin betonte Hedu, dass die Einwohner von Afrin sich wehren würden.
„Solange der Rest der Welt auf uns schaut, werden wir nicht zulassen, dass in der Geschichtsschreibung auch nur eine Meldung darüber erscheint, dass die Kurden in Afrin der türkischen Okkupationsarmee – den neuen Osmanen – in Begleitung von Terrorgruppen ohne Widerstand den Einmarsch in die Stadt Afrin erlaubt hätten“, betonte der Politiker.
Am Donnerstag hatte es in Afrin umfangreiche Demonstrationen gegeben. Die Einwohner der Stadt protestierten gegen die mögliche türkische Intervention und forderten die internationale Gemeinschaft zum Eingreifen auf.
Zuvor wurde bekannt, dass die Türkei ihre Truppen im Grenzgebiet zu Syrien massiv ausgebaut und sie in erhöhte Kampfbereitschaft versetzt hat.
Quelle: Sputnik