In Polen haben antideutsche Töne derzeit wieder einmal Hochkonjunktur. Nachdem die nationalkonservative Regierung in Warschau erst unlängst angekündigt hat, sie wolle Reparationsforderungen gegen Deutschland mithilfe amerikanischer Gerichte einklagen, macht jetzt auch das polnische Institut für Nationales Gedenken (IPN) die Geschichts-Kiste auf. Das Institut will unter Einschaltung der internationalen Polizeiorganisation Interpol nach ehemaligen NS-Tätern fahnden.
Ein Sonderteam der Behörde habe eine Liste von 1.600 SS-Leuten erstellt, die in früheren deutschen Konzentrationslagern in Polen tätig waren und noch am Leben sein könnten, sagte IPN-Ermittler Robert Janicki der Deutschen Presse-Agentur. Dies wolle die Behörde nun mithilfe von Interpol überprüfen und herausfinden, wo sich die Gesuchten aufhalten. Es sei die letzte Möglichkeit, ehemalige NS-Verbrecher zur Rechenschaft zu ziehen, sagte Janicki.
Das IPN leistet in Polen historische Aufklärung, kann aber auch staatsanwaltlich ermitteln. Die IPN-Ermittler hätten vor allem die Geburtsdaten der NS-Täter als Suchkriterium genommen und sich auf jüngere SS-Männer konzentriert, die noch am Leben sein könnten, sagte Janicki. Dadurch grenzte die Behörde die Liste von rund 23.000 auf die nun gesuchten 1.600 Namen ein. Fast 400 davon habe IPN bereits an Interpol weitergeleitet. Weitere sollen folgen. Bei den Beschuldigten handelt es sich vor allem um Deutsche, aber auch um Österreicher, Weißrussen, Ukrainer oder Letten.
Nicht bekannt ist, ob deutsche Heimatvertriebene oder gar die Bundesregierung nun im Gegenzug nach dem Verbleib früherer polnischer Lageraufseher fahnden lassen wollen, die in zahlreichen polnischen Nachkriegs-Konzentrationslagern zahllose Deutsche auf zum Teil bestialische Weise umbrachten. Einen prominenten Fall, den des 2007 in Tel Aviv verstorbenen Salomon Morel, hatte in den 90er Jahren der US-Publizist John Sack in seinem Buch „Auge um Auge“ publik gemacht.
Quelle: Zuerst!