Operation Olivenzweig: Schritt zum Frieden für Syrien und Türkei – Moskau koordiniert

Die türkische Armee führt seit drei Tagen eine Offensive gegen die Kurdenmiliz YPG bei Afrin. Syrische Truppen unterstützen die Türken am Boden und Russland koordiniert den Luftraum. Die Operation „Olivenzweig“ ist der erste Schritt zum Frieden zwischen Syrien und der Türkei, sagen Experten im Sputnik-Interview.

Viele seien sich sicher gewesen, dass Russland sich aus der „Operation Olivenzweig“ heraushalten und sie nicht koordinieren werde. „Was wir derzeit aber beobachten können, ist ein hohes Maß an Abstimmung und Zusammenarbeit zwischen Russland und der Türkei“, sagt der türkische Autor und Politikexperte Metehan Demir im Sputnik-Interview.

Der türkische Politologe Volkan Özdemir bestätigt:

„Die Operation ‚Olivenzweig‘ ist mit Sicherheit das Ergebnis eines Treffens zwischen dem türkischen und dem russischen Oberkommando. Ähnlich verhielt es sich mit der Operation ‚Euphrat-Schild‘, die nur wenige Wochen nach dem türkisch-russischen Treffen in Sankt-Petersburg im August 2016 begonnen wurde.“

Diese Offensive und die heutige seien zwei Teile eines großen Plans, betont der Politologe: „Der Einsatz bei Afrin zielt darauf ab, die Gründung eines Kurden-Staates zu verhindern, das Gebiet an seine rechtmäßigen Besitzer zurückzugeben und damit eine Terrorquelle, die kurdische PYD, an der türkischen Grenze zu eliminieren.“

Dabei seien einige, der Türkei nahestehende Oppositionsgruppen aus Idlib nach Afrin verlegt worden, weshalb die syrischen Truppen ohne großen Widerstand den Flughafen im Osten Idlibs eingenommen hätten. „Das ist ein weiterer Beleg für die immer stärker werdende Zusammenarbeit zwischen Moskau und Ankara in Syrien“, sagt der Politologe Özdemir.

Der Unterschied zur Operation „Euphrat-Schild“ sei dabei unwesentlich:

„Zwar war das kurzfristige Ziel dieser Offensive der Kampf gegen den IS. Das strategische Ziel des ‚Euphrat-Schilds‘ bestand jedoch darin, einen kurdischen Korridor durchzutrennen, den die YPG und die PYD im Norden Syriens geplant hatten. Und diese Operation war erfolgreich.“

Der jetzige Einsatz bei Afrin könne als deren Fortsetzung betrachtet werden. Der Politikexperte Metehan Demir mahnt jedoch, die Kräfteverhältnisse in Syrien würden sich ständig verschieben. Immer wieder würden Allianzen zerschlagen, immer wieder entstünden neue Bündnisse: „Aus diesem Grund ist es schwer, klar zu trennen zwischen Freund und Feind. Niemand kann mit Bestimmtheit sagen, was morgen sein wird. Es ist auch schwer zu sagen, ob die heutigen Verhältnisse in Syrien dann als Bündnis oder strategische Partnerschaft fortbestehen werden.“

Eine Vorhersage wagt der Beobachter aber doch: „Im nächsten Schritt wird die Operation ‚Olivenzweig‘ nach Manbidsch verlegt“ – eine nordsyrische Stadt rund 100 Kilometer westlich von Afrin. „Dort ist ein Interessenkonflikt zwischen Russland und den USA am wahrscheinlichsten.“

Das sieht auch der Politologe Özdemir so:

„Verläuft alles, wie es soll, ist die nächste Etappe ein Einsatz bei Manbidsch und dann im Gebiet östlich des Euphrats. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass Ankara und Damaskus ihre Beziehungen in Afrin regeln und in Manbidsch dann ganz offiziell normalisieren. In der dritten Etappe könnten die Länder der Region ihre Kräfte gegen die PYD und die USA vereinen.“

Dass Damaskus die türkische Offensive öffentlich verurteilt hat, sei kein Hindernis für diesen Schulterschluss, sagt der Analyst: „Diese Erklärungen sind diplomatischer Natur. Letztlich läuft die Operation unter Russlands Koordination, insofern ist davon auszugehen, dass alle Seiten damit zufrieden sind, wie sich die Ereignisse entwickeln. Tatsächlich ist die Operation ‚Olivenzweig‘ der Beginn einer Befriedung zwischen Syrien und der Türkei.“

Der Experte ergänzt: „Wenn Afrin und Idlib in naher Zukunft wieder unter die Kontrolle der syrischen Regierung gehen, war die Operation erfolgreich. Denn das Endziel ist ja die territoriale Unversehrtheit Syriens. Dieser Schritt wäre also für Damaskus ein Erfolg – und für Ankara auch.“

Quelle: Sputnik