Putin: Russlands modernisierter Tu160M2 Überschallbomber in Zivilversion als neue Concordski?

Russlands Präsident Putin hat das Grobunov Flugzeugwerk in Kazan, im südwesten des Landes besucht und dabei laut überlegt, warum denn der Tu160 Überschallbomber nicht als Zivilflugzeug genutzt werden könne.

Von Viribus Unitis

Yuri Slyusar, der Chef des United Aircraft Corporation (UAC), dem Luftfahrt-Konzern Russlands, zu dem auch das Gorbunov-Werk gehört, meinte, die UAC habe ein Supersonic-Passagier-Projekt in Arbeit. Ob dabei die Tu160 als Basis diente oder nicht spezifizierte er nicht.

Wenn Putin das so sagt, so sagt er das nicht einfach ins Blaue hinein. Mit bei diesem Flugzeugwerk-Besuch war der stellvertretende Premierminister Dmitri Rogozin, zuständig in der russischen Regierung für Luft- und Raumfahrt, der stellvertretende Verteidigungsminister Yuri Borisov und Handelsminister Denis Manturov. Dass dieser Vorschlag mit den Verantwortlichen vorher abgesprochen wurde, darf man als sicher annehmen.

Russlands Luftwaffe hat in den letzten Jahren seine strategische Bomberflotte modernisiert – auch die Tu160, zur Tu160M2, von der Luftwaffe auch „Weißer Schwan“ genannt. Die erste Bauserie war 1984-1992, dann wurden auch 2002, 2008 und 2017 weitere gebaut. Diese Neubauten der jüngeren Zeit verwendeten auch neue Werkstoffe, ob nun Alu-Legierungen oder Verbundwerkstoffe – es wurde umfangreich modernisiert. Diese neue Version hat 60 Prozent seiner Teile gleich zur alten – 40 Prozent aller Teile sind Neuentwicklungen. 36 wurden bisher gesamt – alt und neu – gebaut, 9 Prototypen und 27 Serienflugzeuge. Ab 2019 soll jeweils 1 neues Flugzeug per Jahr gebaut werden, ab 2023 sollen 2-3 per Jahr gebaut werden. Gesamt will die russische Luftwaffe 50 Stück der neuen M2-Version beschaffen.

Der Markt für Überschall-Passagierflugzeuge ist überschaubar aber gegeben. Ein weiterer Markt wäre der, der „Geschäftsreiseflugzeuge“.

Wenn man an Geschäftsreiseflugzeuge denkt, dann denkt man meist an Learjet, an ein kleineres Düsenflugzeug in den sich 9-12 Passagiere in luxuriösem Ambiente durch die Luft fliegen lassen. Diesen Markt gibt es auch, aber es gibt auch einen anderen.

Es gibt „Geschäftsreiseflugzeuge“, wobei Boeing 747 zu solchen fliegenden Luxusbüros umgebaut werden. Der Markt dafür ist gar nicht so klein, denn die Superreichen dieser Welt haben das Geld um sich das zu leisten. Vor allem im arabischen Raum sind die „Geschäftsreiseflugzeuge“ des Typs Boeing 747 Jumbo Jet weit verbreitet.

Die B747 ist langsam, die Tu160 wäre schnell. Es ist aktuell so, dass ein reicher Geschäftsmann von seinem schneller Ferrari in eine langsame B747 umsteigt um zu fliegen. Das muss nicht so bleiben, er kann auch von schnellem Ferrari auf schnelle Tu160 umsteigen – wenn die Russen dies tatsächlich so umsetzen.

Dieses Flugzeug ist ein noch von der Sowjetunion entwickelter Schwenkflügel-Bomber, Erstflug war 1981, der jedoch in seinen Flugleistungen bis heute von keinem West-Konkurrenten übertroffen wurde. Die Tu160 ist das größte und schwerste Flugzeug das jemals in der Kategorie Mach 2+ geflogen ist.

Es ist mit 54,10m der zweitgrößte jemals gebaute Bomber – nur die in nur zwei Prototypen gebaute North American XB-70 Valkyrie war mit 57,6 m länger.

Russland hat in den letzten Jahren umfangreiche Flugzeug-Neuentwicklungen umgesetzt. Die SSJ100 / Suchoi Superjet wurde auf den Markt gebracht, der Markteintritt der Irkut MC21 (in der Klasse der B737 bzw. A320) steht bevor – er soll 2019 erfolgen. Die Entwicklung eines Großraumflugzeuges, Wide Body genannt, in der Art der B787, wurde gemeinsam mit China vereinbart. Dieses neue Flugzeug wird C929 heißen, die Tragflächen kommen aus Russland, der Rumpf wird in China gefertigt und auch die Montage wird in China sein.

Die Tu160 in Zivilversion als Geschäftsreise- und Verkehrsflugzeug anzubieten ist eine logische Ergänzung dieser Aktivitäten.

Könnten die USA das auch mit ihrem Gegenstück der Rockwell B1B machen? Ja könnten sie, da aber die B1B mit 44,5 m um ca. 10 m kürzer ist als die Tu160, und damit zu klein um als Passagier-Flugzeug attraktiv zu sein und dabei auch als „Geschäftsreiseflugzeug“ ohne Chance. Denn wer kauft sich schon die kleine B1B wenn er die große Tu160M2 haben kann – da die B1B also zu klein ist, wird sie wenig Marktchancen haben.

Quelle: Contra Magazin

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