Der Preis des EU-Beitritts: Vučić stimmt Serben auf endgültigen Kosovo-Verzicht ein

Manche halten ihn schon für den serbischen „Willy Brandt“: Serbiens Ministerpräsident Vučić macht sich bei vielen Landsleuten unbeliebt, weil er ihnen den bislang völlig indiskutablen Abschied vom Kosovo schmackhaft machen will – und im Gegenzug Serbien dafür in die EU führen will.

In einem Interview erklärte Vučić jetzt, ohne ein rechtlich bindendes Abkommen mit dem Kosovo werde Serbien nicht der EU beitreten können. Dieses schließe auch eine klare Lösung der Grenzfragen ein, sagte Vučić.

Bisher lehnt es Serbien offiziell ab, die im Februar 2008 verkündete Unabhängigkeit des Kosovo anzuerkennen. Demgegenüber will Vučić jetzt Bewegung in die Frage bringen und kündigte an, daß er der Öffentlichkeit in etwa zwei Monaten einen Lösungsvorschlag für die Kosovo-Frage unterbreiten werde. Beobachter in Belgrad halten es für wahrscheinlich, daß Vučić die Kosovo-Frage durch eine Volksbefragung lösen möchte.

Schon seit geraumer Zeit macht sich der Ministerpräsident, der das Ziel des serbischen EU-Beitritts mit Hartnäckigkeit vertritt, dafür stark, das Kosovo-Problem „nicht den künftigen Generationen” aufzubürden. Es sei Zeit, in Sachen Kosovo nicht mehr den Kopf in den Sand zu stecken, sondern „realistisch” zu sein, erklärte Vučić bereits im Juli 2017, was darauf hindeutet, daß ihm ein dauerhafter Verzicht auf das Kosovo als Preis für einen EU-Beitritt angemessen erscheint. Laut aktuellen Meinungsumfragen sind derzeit rund 62 Prozent der Serben für einen EU-Beitritt.

Quelle: Zuerst!

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