Europa ausrauben: Warum US-Amerikaner russisches Flüssiggas brauchen

Ein Gas-Tanker wartet im Seehafen von Dünkirchen auf die Abfahrt in die USA. Geladen hat das Schiff verflüssigtes Erdgas aus Russland. Es ist bereits das zweite Mal, dass russisches Flüssiggas in die Vereinigten Staaten geliefert wird. Wozu?

„Ein Zufall. Was soll’s?“ – die erste Nachricht, dass russisches Flüssiggas in die USA geliefert wurde, hat man noch belächelt, schreibt der Kolumnist Dmitri Lekuch in seinem Beitrag für „RIA Nowosti“. Jetzt aber wird schon die zweite Tankerladung in Amerika erwartet: Um den 15. Februar herum soll das Schiff im Hafen von Boston ankommen, berichtet die Agentur Bloomberg.

Beim russischen Energieminister Alexander Nowak löst es aber keinen Jubel aus, dass Gas aus Russland in den USA gefragt ist. Vielmehr äußerte er sich laut dem Journalisten verhalten: Das Flüssiggas stamme natürlich aus Russland, aber russisch sei es nicht mehr, erklärte der Minister.

Hintergrund: Das Gas, das auf der Halbinsel Jamal in Russlands Norden gefördert und verflüssigt wurde, hat vor der Verschiffung in die Vereinigten Staaten mehrmals den Besitzer gewechselt, erklärt Lekuch.

Gas fördern und verkaufen – darin erschöpfe sich im Grunde Russlands Aufgabe, so der Journalist. Wohin der Rohstoff dann gelangt, wer es wie an wen weiterverkauft, sei nicht mehr Sache des Produzenten. Im Endeffekt bestimme Angebot und Nachfrage das Geschäft, die dann auf dem Spotmarkt zueinanderfinden.

Und das hat eine überraschende Konsequenz, schreibt der Beobachter weiter: Die ganze „politische Komponente“ des Gashandels – und damit auch der Gasterminals in Polen und den baltischen Staaten – verliert an Bedeutung.

Denn wenn schon russisches Gas auf dem amerikanischen Markt mit dem heimischen Fracking-Produkt konkurrieren könne, dann könne man sich doch gut vorstellen, was es mit dem US-Schiefergas auf dem europäischen Markt anrichten werde – zumal bei den deutlich niedrigeren Transportkosten von Russland nach Europa.

Diese einfache Logik dürfte den USA jedoch nicht entgangen sein. Worin besteht dann ihr Interesse, russischem Flüssiggas Zugang zum US-Markt zu gewähren?

Der Kolumnist Lekuch: „Um die Globalisierung des Gasmarktes geht es. Denn sie führt unweigerlich dazu, dass Gas vor allem für die Europäer teurer wird. Auf dem Spotmarkt ist Gas nun mal teurer als bei langfristigen Pipeline-Verträgen. Außerdem können Preise auf dem Spotmarkt ganz kurzfristig nachjustiert werden.“

Quelle: Sputnik