Naher Osten: Saudis setzen auf ethnische Unruhen

In Syrien, der Türkei und im Iran erhalten ethnische Minderheiten Unterstützung von den Saudis, die so die nationalen Regierungen dieser Länder destabilisieren sollen.

Von Marco Maier/Contra Magazin

Die Saudis und deren Alliierten in Ägypten und den Vereinigten Arabischen Emiraten setzen auf ethnische Unruhen und Aufstände in jenen Ländern der Region, deren Regierungen sich nicht dem Willen Riads unterwerfen wollen. Neben dem Erzfeind Iran sind dies vor allem das von Teheran unterstützte Syrien und die Türkei, die von Muslimbrüdern (bzw. deren Sympathisanten) regiert wird.

Nachdem schon aus dieser Ecke Kritik am türkischen Versuch kam, eine 30 Kilometer tiefe «Pufferzone» (die auch als Annektionsversuch gewertet wird) in den nordsyrischen Kurdengebieten zu schaffen, schreibt die regierungsnahe türkische Zeitung «Yeni Safak» davon, dass die Saudis eine Milliarde Dollar für den Wiederaufbau von Raqqa gespendet hätten, welches einige Zeit lang die Hauptstadt des «Islamischen Staates» war und nun unter syrisch-kurdischer Kontrolle steht. Dies sei, so die Zeitung, der Beweis dafür, dass die Saudis ein «dreckiges Spiel» spielen würden.

Doch nicht nur die Kurden in Syrien (und der Türkei) stehen im Fokus der Araber, auch jene im Iran. Und nicht nur diese – auch andere ethnische Minderheiten dort werden gegen gezielt gegen die schiitisch-klerikale Führung in Teheran aufgehetzt. So wirft die iranische Revolutionsgarde den Saudis vor, diverse dschihadistische Gruppen der sunnitischen Balutschen in der Grenzregion zu Pakistan mit Waffen und Sprengstoffwesten zu versorgen, die auch vom Nachbarland aus im Iran operieren.

Die Anschuldigungen kommen nicht von ungefähr. Die saudi-arabische Denkfabrik «Arabian Gulf Center for Iranien Studies» (AGCIS), die von Kronprinz Mohammed bin Salman unterstützt werden soll, rief bereits im letzten Jahr dazu auf, für eine «Balutschen-Insurgenz auf niedrigem Niveau» zu sorgen, um so den Iran zu destabilisieren. Mohammed Hassan Husseinbor, ein Balutschen-Anwalt der in Washington lebt und der die Studie verfasste, argumentierte damit, dass die Saudis «Pakistan überzeugen könnten, ihre Opposition für jegliche mögliche Unterstützung der Saudis für die Balutschen im Iran aufzuweichen». Denn Pakistan selbst hat kein großes Interesse an solchen Bestrebungen der Balutschen, die auch im eigenen Land eine große ethnische Gruppe darstellen und die auch (vom Westen unterstützt) Unabhängigkeitsbestrebungen zeigt.

Zudem schwor der Kronprinz Saudi-Arabiens, Mohammed bin Salman, erst vor wenigen Monaten, dass der Kampf zwischen seinem Königreich und der Islamischen Republik «innerhalb des Irans, nicht in Saudi-Arabien» ausgetragen werde. Auch dies spricht eindeutig dafür, dass Saudi-Arabien auf die sunnitischen Minderheiten im Iran zählt, um das Land mittels innerer Unruhen zu destabilisieren und das Mullah-Regime zu Fall zu bringen.

Wenn man nun noch bedenkt, dass das in Washington ansäßige konservative Hudson Institute im vergangenen Jahr ein Seminar veranstaltete, bei dem auch Sprecher von Nationalisten der Balutschen, der iranischen Araber, der iranischen Kurden und der iranischen Aserbaidschaner auftraten, kann man durchaus davon ausgehen, dass diese Vorhaben auch von der von Neocons durchsetzten US-Regierung Donald Trumps unterstützt wird. Immerhin rühmt sich das Institut auch damit, dass die Trump-Administration bereits einige ihrer politischen Vorschläge übernommen habe.

Man sieht: Anstatt nach einer direkten militärischen Auseinandersetzung zu streben, hält man es in Riadh vielmehr mit der Anzettelung von sogenannten «proxy wars», also von Stellvertreter-Kriegen. Man liefert Waffen, aufwiegelnde Prediger und Propagandamaterial. Für die Interessen der Saudis bluten sollen jedoch gefälligst andere, nicht die Saudis selbst. Diese Strategie haben sie sich von den Amerikanern abgekupfert – denn sie funktioniert oft genug, weil sich immer wieder Menschen vor den Karren anderer Nationen spannen lassen, um ihr eigenes Land vor die Hunde gehen zu lassen.

Quelle: Contra Magazin