In Russland wird es demnächst eine Mindestnorm für die Versorgung mit Obst und Gemüse geben, schreibt die Zeitung „Iswestija“ am Mittwoch.
Das sieht eine neue Doktrin der nationalen Ernährungssicherheit vor, die das Landwirtschaftsministerium vorbereitet hat. Sie soll im Februar in die Regierung eingebracht werden.
Dem Dokument zufolge soll der Anteil des in Russland gezüchteten Gemüses bei mindestens 90 Prozent liegen. Bei Obst sind es 70 Prozent. Auch andere Normen werden ab sofort verschärft: Der Anteil von russischem Zucker und Pflanzenöl auf dem Binnenmarkt wird von 80 auf 90 Prozent erhöht. Bei Fisch bzw. Fischprodukten soll er von 80 auf 85 Prozent steigen.
Die Novellierung der Ernährungssicherheitsdoktrin führte ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums auf die Tendenz der letzten Jahre zur Importsubstitution zurück. „Ein weiterer Grund sind die Gefahren für die Ernährungssicherheit Russlands wegen der westlichen Wirtschaftssanktionen“, ergänze er.
Die Festlegung von Normativen in Bezug auf Obst und Gemüse sei nötig, „weil diese Produkte das Unterpfand für gesunde Ernährung sind“, erläuterten die Initiatoren der Novelle. Bei Gemüse liege diese Zahl ohnehin bei 96,2 Prozent. Der Anteil des Obstes müsse noch ausgebaut werden. Im vergangenen Jahr habe er lediglich 36 Prozent ausgemacht.
„Die Novellierung der Doktrin wird zu einer intensiveren staatlichen Unterstützung einzelner Branchen führen“, sagte der Exekutivdirektor des russischen Verbandes der Obst- und Gemüseproduzenten, Michail Gluschkow. „Denn falls dieses Ziel nicht erreicht werden sollte, müsste das Landwirtschaftsministerium entsprechende Maßnahmen ergreifen. Unter anderem könnte die Einrichtung von Gärten und Treibhäusern subventioniert werden.“
2016 hatte der Staat Unternehmern 232.000 Rubel (umgerechnet etwa 3500 Euro) für jeden Hektar neuer Anbauflächen kompensiert. Im vorigen Jahr wurde die Festlegung der Entschädigungssummen den regionalen Agrarbehörden überlassen.
Beim Verband der Lebensmittelproduzenten zeigte man sich überzeugt, dass die Verschärfung der Anforderungen im Rahmen der Ernährungssicherheitsdoktrin ein Wachstum der Lebensmittelproduktion anspornen würde. „Und das ist der entscheidende Faktor für die Preisgestaltung“, sagte ein Sprecher. „Dadurch wird unsere Abhängigkeit vom Import verringert und zugleich die Konkurrenz zwischen russischen Produzenten gefördert.“
Die aktuelle Fassung der nationalen Ernährungssicherheit ist großenteils veraltet, denn sie wurde noch 2010 verabschiedet. In der neuen Fassung sind die Normen für das in Russland hergestellte Getreide (95 Prozent), für Fleisch bzw. Fleischprodukte (85 Prozent), Milch bzw. Milchprodukte (90 Prozent), Salz (85 Prozent) und Kartoffeln (95 Prozent) konstant geblieben. Allerdings werden diese Zahlen nur bei Getreide und Kartoffeln eingehalten.
Quelle: Sputnik