Es stinkt bestialisch, Trümmerhaufen, so weit das Auge reicht. Vor etwas mehr als sechs Monaten verkündete die US-geführte Anti-IS-Koalition nach heftigsten Kämpfen, dass dieser Ort befreit sei. Mossul — noch 2010 mit rund drei Millionen Einwohnern die Stadt mit den zweitmeisten Einwohnern im Irak.
Von dem einst regen Stadtleben ist nicht mehr viel übrig geblieben. Wie die Aufnahmen aus dem Gebiet Al-Makkawi in der Altstadt Mossuls zeigen, herrscht hier kein reger Verkehr, sondern es liegen zerbombte Autos übereinandergestapelt. Zwischen den zahlreichen, meterhoch aufgeschichteten Trümmern liegen immer noch unzählige Leichen und deren Verwesungsgeruch in der Luft. Einheimische haben deren Bergung übernommen, da auch nach über sechs Monaten noch keine Hilfe eingetroffen ist. Die Aufnahmen zeigen ein anscheinend junges Mädchen mit geflochtenen Haaren zwischen den schweren Trümmern. Ihr sich zersetzender Körper liegt inmitten zahlreicher anderer. Es ist schwer zu sagen, wer das Mädchen ist oder wie lange sie schon dort liegt. Aber ihr Bild ist ein tragisches Symbol für den Preis, den Mossul für seine Befreiung gezahlt hat — und für das, was getan werden muss.
Nun, da die Belagerung der Stadt durch die Terroristen des IS und die Bombenteppiche der US-geführten Koalition der Vergangenheit angehören, warten die Einwohner schon über ein halbes Jahr auf jene Hilfe und Unterstützung, die die Koalition zugesagt hat. Sie sind wütend, denn man habe sie total allein gelassen, wie Nashwan Khairi, ein Einwohner erklärt: «Wo ist die Koalition? Sie soll herkommen und mit uns reden! Wer ist gekommen? Ehrlich gesagt, ist hier niemand hergekommen. Seht, da sind überall Leichen verstreut, in den Häusern auf den Straßen. Der Geruch bringt uns um!»
Sie sagen, dass das Leben vor Ort unerträglich ist und fordern Antworten von der Regierung und der Koalition, die beide versprochen haben, Hilfe bei der Bergung der Leichen und beim Beseitigen der Kriegstrümmer zu leisten. Khalil Ibrahim, ebenfalls ein Mann aus Mossul, ist wütend: «Wir haben seit der Beendigung [der Operation] vor sieben Monaten keine Hilfsgüter mehr gesehen, nur einmal erhielt ich eine kleine Schachtel mit Lebensmitteln. Keine Lebensmittelgutscheine, kein Essen, gar nichts.»
Auch Alaa Hashem Hamoudi will, dass es endlich vorangeht: «Wir fordern die Regierung auf, unsere Schäden zu kompensieren, indem sie die Straßen, die zu diesem Gebiet führen, freiräumt, das Gebiet von den Trümmern befreit und die Leichen vollständig entfernt, um die Gesundheit und das Leben der Bewohner hier zu gewährleisten. Dass sie die Schulen und andere öffentliche Einrichtungen wiederaufbaut und wiederherstellt, um sicherzustellen, dass das Leben der Menschen normal weitergehen kann.»
Ruptly-Produzent Dr. Bashar al-Khafaji, der die Aufnahmen gefilmt und mit den Einheimischen gesprochen hat, resümiert rückwirkend, dass er den Eindruck habe, dass die Mehrheit der Leichen keine Kämpfer waren. «Es sah so aus, als ob die Mehrheit der Leichen Zivilisten wären. Es gab Frauen, Kinder, alte Menschen.»
«Der Geruch war unerträglich durch die große Anzahl von Leichen, die in den Straßen und Häusern verstreut waren. Es gab Dutzende Leichen von Kindern und Frauen», fügte er hinzu.
Wie viele Zivilisten tatsächlich in den Schlachten um Mossul gestorben sind, bleibt ein Geheimnis. Die Zahlen sind sehr unterschiedlich. Die US-geführte Koalition erkennt nur etwas über 300 tote Zivilisten an. Eine Untersuchung, die AP vorliegt, hat hingegen ergeben, dass rund 11.000 Menschen starben. Doch lokale Ärzte sind sicher sicher, dass auch diese Zahl noch viel zu niedrig ist.
Quelle: RT