Der Ausschluss vieler russischer Sportler von der Teilnahme an den Olympischen Spielen im südkoreanischen Pyeongchang sorgt für heftige Diskussionen auch unter deutschen Athleten. Darüber schreibt die „Berliner Zeitung“.
Im vergangen Jahr wurden dem Blatt zufolge 17.000 Tests mit Blick auf die Olympischen Spiele durchgeführt. In diesem Jahr sollten 2500 folgen. Nun sei die unabhängige Prüfstelle (Ita) gegründet worden, die von der Welt-Anti-Doping-Agentur unterstützt wird. Die neue Behörde sei für den gesamten Testprozess von der Sportlerauswahl bis zum Ergebnis verantwortlich. „Das IOC ist nicht mehr in das Verfahren eingebunden, wodurch Interessenskonflikte ausgeschlossen werden sollen“, erläuterte der Autor des BZ-Beitrags, Max Bosse.
Trotzdem gebe es Zweifel an „Sauberkeits-Versprechen“ der Athletenkommission, obwohl Ersatz für die 4500 Doping-Kontroll-Sets eingetroffen sei. Bosse verwies darauf, dass die Wada empfohlen hätte, auf ein altes Modell zurückzugreifen, nachdem Berichte aufgetaucht wären, dass die neuen Flaschen „unbemerkt manipuliert werden“ könnten.
Bosse führte darüber hinaus Meinungen von mehreren deutschen Sportlern an. Der Langläufer Thomas Bing sagte dazu:
„Man weiß nicht, ob die Spiele in Sotschi verseucht sind. Es kann sein oder nicht. Dadurch, dass die Proben ausgetauscht wurden, kann man es nicht mehr nachweisen.“
Zudem gebe es eine Überlegung, dass die Proben „pro forma“ ausgetauscht worden seien, „um den einen möglichen Fall unter 100 zu vertuschen“. Auf diese Weise hätten Unschuldige von ihren „Staatsdienern“ in Mitleidenschaft gezogen worden können. Einzelne Sportler zuzulassen, „bei denen sie beweisen können, dass sie nichts genommen haben“, das hält Bing für „eine gute Lösung“. Derselben Auffassung ist auch die Skeleton-Fahrerin Tina Hermann. Sie geht davon aus, dass es Fälle gebe, in denen nicht die Manipulation, sondern nur „der Versuch eine Manipulation“ festgestellt worden sei.
„Solange es keine konkreten Beweise gegen die einzelnen Sportler gibt, sollten sie nicht gesperrt werden“, fügte sie hinzu.
Es gibt aber Sportler, die wiederum davon überzeugt sind, dass „so etwas wie in Sotschi“ nicht sein dürfe. „Wenn eine ganze Nation mit unfairen Mitteln spielt, ist das das richtige Zeichen“, so Mitglieder der Biathlonmannschaft, Simon Schempp und Laura Dahlmeier.
Zuvor war mitgeteilt worden, dass das Internationale Olympische Komitee laut seiner offiziellen Erklärung die Einladung von 13 russischen Sportlern und zwei Coachs zu den Olympischen Spielen im südkoreanischen Pyeongchang abgelehnt habe.
In der vergangenen Woche hatte der Internationale Sportgerichtshof CAS die vom IOC verhängten lebenslangen Olympiasperren gegen 28 russische Wintersportler aufgehoben. Der Sportgerichtshof gab zur Begründung an, keine individuellen Verstöße gegen Anti-Doping-Regeln feststellen zu können. Die von den Athleten bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi erzielten Erfolge sind auch wieder gültig.
Das Internationale Olympische Komitee hatte im Dezember 2017 Dopingmissbrauch in Russland als erwiesen eingestuft und die russische Nationalmannschaft von den Winterspielen 2018 in Südkorea ausgeschlossen. Saubere russische Athleten dürfen zwar in Pyeongchang starten, doch nur unter neutraler Flagge.
Quelle: Sputnik