Um seiner Forderung nach einer Amtsenthebung des US-Präsidenten Donald Trump Nachdruck zu verleihen, bemühte Professor Laurence Tribe zuletzt eine obskure Behauptung um den Flugzeugabsturz nahe Moskau. Sowohl Quelle als auch Logik seiner These hätten im akademischen Sektor kaum bestand.
Professor Laurence Tribe wird als Jurist und Harvard-Professor in US-amerikanischen Medien gern als seriöse Quelle gehandelt. Seit Anbeginn der Präsidentschaft Donald Trumps setzt sich Tribe für dessen Absetzung ein. Um dieses Ziel zu verfolgen, scheut er bisweilen auch verschlungene Pfade nicht.
So war sich der Akademiker als einer der führenden Amtsenthebungsaktivisten jüngst nicht zu schade, ein tragisches Flugzeugunglück zu instrumentalisieren. Nur kurz, nachdem am 11. Februar bei einem Absturz in der Region Moskau 71 Menschen ums Leben gekommen waren, beeilte sich Tribe, dahinter eine besondere versteckte Wahrheit im Sinne seines Impeachment-Vorhabens zu finden und die Welt daran teilhaben zu lassen.
Während Behörden die Ursachen des Unglücks auch zwei Tage später noch nicht klären konnten, nicht zuletzt, weil es sich um einen schwer zugänglichen Absturzort handelte, wie BBC-Reporter berichteten, hatte Tribe hingegen bereits weniger als 24 Stunden nach dem Absturz eine Darlegung parat.
Angebliches Mordopfer nicht einmal an Bord
Per Twitter verkündete der Professor am Montagmorgen seinen 289.000 Followern, dass die russische Regierung das Flugzeug wohl absichtlich sabotiert — und damit den Tod von 71 Menschen in Kauf genommen — habe, um einen der Passagiere, Sergei Millian, zum Schweigen zu bringen. Millian, so die Version des Professors, hätte eine ausschlaggebende Figur in der Trump-Russland-Affäre sein können, da er Kontakte zu dem Umfeld des US-Präsidenten gehabt und brisante Informationen für das Dossier über Trumps Russland-Verwicklungen geliefert habe.
Wahrscheinlich nur ein Zufall», so Tribe sarkastisch in dem mittlerweile gelöschten Tweet.
Die Behauptung, hinter dem Unglück stünde die Absicht, die Russland-Affäre um Donald Trump zu verschleiern, erschien Tribe so «plausibel», dass sich der Jura-Professor gar zu der allgemein verpönten und im wissenschaftlichen Bereich als Plagiat strafbaren Methode hinreißen ließ, gefundene Informationen ungeprüft zu übernehmen.
Seine Theorie untermauerte er mit einem knapp ein Jahr alten Artikel in der Washington Post, in dem Millian als Quelle für das berüchtigte Dossier identifiziert wurde, das der ehemalige britische Spion Christopher Steele verfasst hat. Demnach stammten einige der schlüpfrigsten Details des Dossiers von Millian, beispielsweise, dass der russische Präsident Wladimir Putin persönlich Donald Trump erpresst und Mitglieder der Trump-Kampagne mit Russen konspiriert haben.
Wie zahlreiche Nutzer dem Professor auf Twitter daraufhin klar machten, befand sich Millian allerdings nicht einmal an Bord der Unglücksmaschine und es gab auch keine glaubwürdigen Berichte darüber. Auch auf der Liste der Opfer ist niemand namens Sergei Millian aufgeführt.
Tribe rechtfertigte seine Behauptung dennoch und bezog sich auf «Berichte», erwähnte jedoch nicht welche und gestand ein, dass es kaum «offizielle» waren. Später nahm er seine Angaben zurück, schrieb «Sorry für den falschen Alarm» und rechtfertigte die Fehlmeldung teils damit, dass «Sergei» ein weit verbreitere Name in Russland sei.
Copy&Paste aus Troll-Netzwerk
Mindestens ebenso peinlich scheint, was verschiedene US-amerikanische Journalisten wie Marlow Stern geschrieben haben: dass Harvards Vorzeigeprofessor Tribe seine Millian-muss-weg-Version offenbar vom Internetkanal 4chankopiert hat. Als analytische Eigenleistung hat er lediglich die Verschwörungstheorie eingefügt, dass der Weißrusse für das bereits durch andere Enthüllungen stark entwertete Trump-Dossier relevante Kontakte und Informationen habe.
Tribe hatte sich zuvor auch in US-amerikanischen Medien wie der New York Times und der Washington Post einen Namen gemacht, wo er gern als seriöse Quelle dargestellt wird.
Jedoch hat sich der Professor seither anscheinend bereits des Öfteren selbst als seriöse Quelle disqualifiziert, indem er wildeste Verschwörungstheorien mindestens fragwürdigen Ursprungs verbreitet hat, wie unter anderem Joseph Bernstein auf BuzzFeed darlegte.
«Putin hat Breitbart ermordet»
Außerdem, so der renommierte Journalist Glenn Greenwald, habe Tribe die Plattform von Louise Mensch mit aufgebaut, um Behauptungen zu streuen wie die, dass Wladimir Putin den populären konservativen Alternativ-Medienmacher Andrew Breitbart ermordet und die Ferguson-Proteste inszeniert habe.
Doch Tribe, der selbst Sohn jüdisch-russischer Auswanderer ist, bleibt zielstrebig.
Bereits im Dezember 2016 war er Mitbegründer der Initiative «The Electors Trust» unter der Ägide von EqualCitizens.US, die den 538 Mitgliedern des United States Electoral College eine Gewissensentscheidung gegen Donald Trump bei den Präsidentschaftswahlen nahelegen sollte.
Im Mai soll sein zusammen mit Joshua Matz verfasstes Buch erscheinen, das ebenfalls einen eindeutigen Titel trägt: «Eine Präsidentschaft zu beenden».
Galleys have landed for @tribelaw and @JoshuaMatz8‘s highly anticipated book TO END A PRESIDENCY—coming this May!
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— Basic Books (@BasicBooks) 13 февраля 2018 г.
Quelle: RT