Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche haben US-Militärkräfte, die Nordostsyrien besetzen, syrische Regierungstruppen angegriffen und am Samstag einen russischen Kampfpanzer T-72 in die Luft gejagt. Nach einer Erklärung von Generalleutnant Jeffrey Harrigian, Kommandant des US Air Forces Central Command, sahen die US-Streitkräfte in Syrien einen russischen Panzer, der «auf uns schoss», und die US-Seite rief einen Luftangriff zur «Selbstverteidigung» herbei.
Harrigian sagte, die US-Truppen befanden sich in einer «defensiven Position», als sie den russischen Panzer entdeckten und auf ihn feuerten. Er sagte, er koenne nicht ausschliessen, dass der Panzer von russischen Soldaten gefahren wurde, als die USA ihn angriffen.
Es wurde zuerst berichtet, dass der US-Angriff der letzten Woche auf die der syrischen Regierung loyalen Kräfte insgesamt 100 Kämpfer getötet haben soll, darunter möglicherweise ein oder zwei Russen. Aber gerade heute legen neue Informationen nahe, dass der US-Angriff bis zu 100 Russen getötet hat, die in speziellen «ISIS-Killerkommandos» gekämpft haben, um die letzten Reste der extremistischen Gruppe in Syrien zu beseitigen.
Der Verlust von 100 Russen durch einen US-Angriff in Syrien verschiebt nicht nur einen Stellvertreterkrieg zwischen den USA und Russland in einen heißen Krieg zwischen den USA und Russland (auf der einen Seite bisher), sondern bringt auch eine großen politischen Nachteil für Präsident Wladimir Putin mit sich, wenn die russische Präsidentschaftswahlen beginnen. Der liberale Herausforderer von Putin, Grigory Yavlinsky, versucht bereits, politische Punkte zu sammeln, indem er den Mangel an Transparenz darüber kritisiert, wofür die Russen in Syrien sterben. Putin steckt zwischen zwei Mühlsteinen, denn er versteht die Gefahren direkter Vergeltungsmaßnahmen, sieht aber auch den politischen Nachteil, nichts zu tun, wenn US-Streitkräfte Russen in Syrien töten.
Oberst Thomas Veale, ein Sprecher der Inherent Resolve Koalition, sagte über den Angriff der letzten Woche, dass er als Reaktion auf die wahrscheinlichen Schritte der syrischen Regierung zur Wiederherstellung der Kontrolle über das Territorium, das geräumt worden war, als ISIS in dem Gebiet besiegt wurde, erfolgte.
Die Aktionen der USA im Nordosten Syriens machen deutlich, dass Washington beabsichtigt, einen großen Teil des syrischen Territoriums zu kontrollieren, wobei die kurdischen Streitkräfte als Stiefel am Boden fungieren. Der Name des Spiels wird immer klarer: der syrischen Regierung die Möglichkeit verwehren, ihre Kontrolle über weite Teile des Landes zu konsolidieren, nachdem ISIS besiegt wurde.
Der Zweck? Außenminister Rex Tillerson machte deutlich, dass das ultimative Ziel der Vereinigten Staaten von Amerika in Syrien, wie schon seit mehr als zehn Jahren, ein Regimewechsel ist.
Es verzerrt Wörter über jegliche Bedeutung hinaus, wenn ein ausländisches Militär, das illegal das Territorium eines anderen souveränen Staates besetzt hält, «Selbstverteidigung» beansprucht, wenn das Militär dieses souveränen Staates versucht, die Invasoren zu vertreiben.
Wie weit sind die Vereinigten Staaten von Amerika bereit, die «Regime Change»-Politik der letzten beiden US-Präsidentschaften zu verfolgen, die nach wie vor ein vorrangiges Ziel von Washingtons Freunden in der Region ist, darunter vor allem Israel und Saudi-Arabien?
Israels jüngste militärische Eskalation in Syrien wurde — zumindest vorübergehend — durch einen Warnruf von Putin an den israelischen Premierminister Netanyahu gestoppt. Wird der russische Präsident einen ähnlichen Aufruf an Washington richten, der vor weiteren US-Schlägen auf Russen warnt, die im Gegensatz zu den Amerikanern legal in Syrien operieren? Werden Trumps Generäle die Warnung beherzigen … oder werden sie versuchen, Putin zu zwingen, Farbe zu bekennen?
Und was passiert, wenn Putin nicht blufft?