Stimmung besser als politische Oberfläche zu glauben erlaubt — Siemens Russland-Chef

Trotz einiger politischer Spannungen mit westlichen Sanktionen und Importsubstitutionen ist laut dem Präsidenten von Siemens OOO Rus, Dr. Dietrich Möller, die Stimmung besser als das vielleicht die politische Oberfläche zu glauben erlaubt.

D.Möller (links) auf dem Investforum in Sotschi

Von Nikolaj Jolkin

Während des russischen Investitionsforums in Sotschi sagte er im Gespräch mit Sputnik-Korrespondent Nikolaj Jolkin, dass „sich die Geschäfte wieder nach oben bewegen und dass Siemens einige aussichtsreiche Projekte in diesem Jahr schon erfolgreich akquiriert hat. Denn wir haben in Russland eine sehr breite lokale Produktion in fast zehn Werken. Und wir sehen, dass auch die Auslastung dieser Werke wieder zunehmend steigt.“

Der Siemens Russland-Chef fährt fort: „Die Sanktionen betreffen nur zu einem sehr kleinen Teil unser Geschäft. Wir haben, außer einigen Ausnahmen, alle Verträge erfüllt. Sanktionen und beliebige protektionistische Maßnahmen halten wir natürlich nicht für positiv. Das sind Beschränkungen für das Geschäft. Das ist nicht gut. Auf der anderen Seite müssen wir als Firma die Priorität der Politik beachten, der russischen Politik, aber auch der westlichen Politik.“

Insofern müsse man sich an die Sanktionen halten, meint Möller, „was wir im Übrigen auch tun. Staatliche Beschlüsse, seien das nun Sanktionen der Europäischen Union oder die der Russischen Föderation, haben Gesetzeskraft. Und an diese Gesetze muss man sich halten. Wer diese Gesetze umgeht, der macht sich strafbar. Insofern akzeptieren wir die Priorität der Politik und halten uns an alle einschlägigen exportkontrollrechtlichen Regelungen. Und wir sind damit auch gar nicht so schlecht gefahren. Es ist so, dass nur ein verschwindend kleiner Teil davon betroffen ist, und wir optimistisch in diesem Geschäftsjahr sind.“

Das Investitionsforum in Sotschi sei deshalb interessant, so der Siemens-Präsident in Russland, weil man hier alle wichtigen Entscheidungsträger treffe und mit Gouverneuren reden könne, mit vielen Ministern und Generaldirektoren vieler Firmen. „Insofern ist Sotschi für mich in erster Linie eine Networking Plattform, wo man kommunizieren und sich abstimmen kann. Wir haben in Anwesenheit von Premierminister Medwedew hier einen Vertrag unterschrieben. Es geht um einen Rangierbahnhof am Hafen Taman, in der Nähe von Sotschi.“

Das sei ein privates Investitionsvorhaben, berichtet Möller, wo die Firma OTECO einen Hafen und Terminals baue, und Siemens die Automatisierungstechnik für den Rangierbahnhof liefere, wo die Güter dann umgeschlagen würden. „Es ist ganz interessant, ein Drei-Milliarden-Rubel-Projekt. Das ist recht ordentlich, was wir heute als die Anwendung einer Digitalisierung im Logistikbereich bezeichnen.“

Stichwort Smart Energy

Das Thema Digitalisierung stehe auch in Russland ganz oben auf der Agenda, urteilt Möller. „Siemens investiert sehr viel in diesen Bereich. Wir haben in Russland die ersten Projekte realisiert, ein intelligentes Netz, ein Smart Grids in Ufa, weil wir in Russland genauso wie in Deutschland gerade in der Mitte der vierten industriellen Revolution sind, d.h. die Technologien, die wir von Yandex, Amazon und anderen Anwendungen kennen, sind jetzt in der Industrie und in der Infrastruktur auf dem Vormarsch.“

Der Siemens Russland-Chef berichtet auch über große Projekte bei der Digitalisierung der Fertigung von KAMAZ, dem Lkw-Hersteller, über die Zusammenarbeit mit der Flugzeugindustrie, die das Design ihrer neuen Flugzeuge mit Software von Siemens machen. „Was Infrastruktur betrifft, haben wir noch ein großes Projekt mit der Russischen Eisenbahn, ein Datenanalysezentrum, wo die Diagnosedaten von den Sapsan- und Lastotschka-Zügen ausgewertet werden und man dadurch eine sehr hohe Zuverlässigkeit der Züge und des offiziellen Service erreicht. Wir sind auch mit dem Ministerium bei der Initiative 4.0RU, um die Standards für die Internet-Anwendungen gerade in der Industrie zu setzen. Siemens hat da einiges vorzuweisen und wird noch viele weitere Projekte hier in Russland mit den Partnern umsetzen.“

Quelle: Sputnik