Bisher sind nur 20 ständige NATO-Mitarbeiter im Irak stationiert. Doch die transatlantische Militärallianz möchte den Einsatz auf Wunsch der USA deutlich ausweiten. Hintergrund ist vor allem der wachsende iranische Einfluss in der Region.
Am Donnerstag haben die NATO-Verteidigungsminister beschlossen, konkrete Planungen für einen neuen Einsatz im Irak zu beginnen. Offiziell soll es sich um eine Ausbildungsmission handeln. Sowohl die irakische Regierung als auch die US-geführte Anti-IS-Koalition hätten um ein stärkeres Engagement der NATO gebeten, erklärte Generalsekretär Jens Stoltenberg. Er betonte, es gehe nicht um Planungen für einen neuen Kampfeinsatz.
Noch ist nicht bekannt, wie viele NATO-Soldaten und -Offiziere in den Irak verlegt werden. In Bündniskreisen wird allerdings damit gerechnet, dass etliche Hundert, wenn nicht sogar mehr als 1.000 Soldaten in den Irak geschickt werden könnten. Außenminister Sigmar Gabriel signalisierte bereits die grundsätzliche Unterstützung Deutschlands für den neuen NATO-Einsatz und mahnte, dass das Engagement im Nahen Osten «einen langen Atem brauchen» werde:
Deutschland ist dazu bereit», erklärte Gabriel in einer Pressemitteilung.
Derzeit sind bereits 120 deutsche Soldaten im Nordirak stationiert. Dort bilden sie kurdische Kampfverbände aus. Offiziellen Angaben zufolge hat der so genannte Islamische Staat bereits 98 Prozent des von ihm besetzten Territoriums im Irak und in Syrien verloren. Aber:
Der Kampf ist noch nicht vorbei», kommentierte US-Verteidigungsminister James Mattis am Donnerstag zum Abschluss des NATO-Treffens.
Es sei im Interesse des gesamten Bündnisses, im Irak für «Stabilität» zu sorgen.
Iranischer Einfluss soll zurückgedrängt werden
Doch kritische Stimmen bemerken, dass hinter dem Einsatz im Irak auch ein anderer Grund liegen könnte. Die Hintergrund-Website german foreign policy etwa weist auf den wachsenden iranischen Einfluss im mesopotamischen Land hin. Dieser wurde ironischerweise erst durch die US-Invasion des Iraks im Jahr 2003 ermöglicht. Davor waren Saddam Husseins Irak und der Iran erbitterte Rivalen, die sich in einem Gleichgewicht hielten.
Im Irak ist die Mehrheit der arabischen Bevölkerung schiitisch. Nach dem Zusammenfall des irakischen Zentralstaates bildeten sich Dutzende schiitische Milizen, viele von ihnen mit engsten Verbindungen zum persischen Nachbarstaat. Auch die irakische Regierung wird von Schiiten dominiert. Neben dem Irak verfügt der Iran auch in Syrien (wo der Iran einer der aktivsten Unterstützer der Damaszener Regierung ist) und im Libanon (durch die Hisbollah-Miliz) über starken Einfluss.
Der ursprüngliche Plan der US-amerikanischen Neocons, widerspenstige «Regime» im Nahen Osten durch treue US-Alliierte zu ersetzen, ist grandios gescheitert. Stattdessen konnte sich der regionale Erzfeind Iran vom Kaspischen Meer bis zum Mittelmeer ausbreiten.
Eine starke NATO-Präsenz könnte dazu beitragen, den iranischen Einfluss im Zweistromland zurückzudrängen. Allerdings steht noch in den Sternen, ob sich auch dieser Einsatz wie der in Afghanistan ins Endlose ausdehnen wird.
Quelle: RT