USA «stolperten in die Folter», sagt New York Times-Reporter

Im Rahmen einer Promotion für den kommenden «schau, böse Russen!»-Film «Red Sparrow» (Hollywood-Filme zu hypen ist anscheinend eine Sache, die Reporter jetzt tun) schrieb New York Times Staatssicherheits-Reporter Scott Shane am 14.2.2018 in einem umfassenden Artikel über den Kalten Krieg 2.0 über den angeblichen Versuch der CIA, ihn zu rekrutieren. Er beinhaltete einen ziemlich irritierenden — wenn nicht lächerlichen — Absatz, der Shanes Jahre der Berichterstattung zusammenfasst:

All diese Jahre später gehe ich davon aus, dass mein Name in mehreren Dateien bei der CIA, der National Security Agency und vielleicht auch in anderen Ecken der sich ausbreitenden Sicherheitsbürokratie auftaucht, mit Beanstandungen und Anmerkungen in Zusammenhang mit meiner Berichterstattung, wie Amerika in die Folter stolperte, wie Drohnenangriffe daneben gingen, über Spionagefälle, WikiLeaks-Depeschen, Snowden-Dokumente, russische Hacker und die Schattenmakler und wahrscheinlich Geschichten, die ich vergessen habe.

Zwei Passagen zeichnen sich aus durch ihre selbstverständliche Zuordnung gutwilliger Motive an die Außenpolitik der Vereinigten Staaten von Amerika. Da ist zunächst die Idee, dass «Amerika in die Folter stolperte», und nicht geplant und ausgeklügelt über 15 Jahre lang eine Politik der Folter betrieben hat. Das erweckt den Anschein, als wäre das massive globale Folterregime der USA, das unter anderem Wasserfolter («waterboarding»), Schläge, Schlafentzug und sexuelle Erniedrigung sowie «außerordentliche Überstellungen» an verbündete Länder für weniger raffinierte Foltermethoden beinhaltete, etwas anderes gewesen als eine bewusste politische Strategie.

Wie FAIR (22.6.17) im vergangenen Jahr feststellte, behaupten Konzernmedien routinemäßig, dass die USA «stolpern», «rutschen» oder in Krieg und andere Formen organisierter Gewalt «hineingezogen» werden, anstatt vorsätzliche Aggressionen zu planen. Für Reporter in außenpolitischen Kreisen tun die USA nur unfallbedingt unmoralische Dinge — im Gegensatz zu den offiziellen bösen Ländern, die diese Dinge für einen kalkulierten Gewinn betreiben, wenn sie nicht durch bloße Bosheit motiviert sind.

Die weitere Passage, in der behauptet wird, dass «Drohnenschläge fehlgeschlagen sind», ist ein taktischer Hinweis, um zu suggerieren, dass zivile Todesfälle eher ein unvorhergesehener Unfall sind als eine vorhersehbare Folge, die zum US-Krieg gegen den Terror gehört wie das Amen zum Gebet. Die USA ermorden keine Zivilisten, sondern schießen einfach Raketen auf unbekannte und gesichtslose braune Menschen im Jemen und in Afghanistan, und manchmal gehen die Raketen «schief». Während Shane sicherlich über diese jeweiligen Verbrechen berichtet hat (wie er stolz anmerkt), hat er dies auf eine ähnliche eingeschränkte Weise getan, die sie als unglückliche Missgeschicke behandelt, und nicht als beabsichtigte Merkmale eines gewalttätigen Imperiums.

Für einen Artikel, in dem Shane sich mehr oder weniger selbst auf die Schulter klopft, weil er die Macht zur Rechenschaft zieht, anstatt ein Spion zu werden, ist sein Gefühl, edle Absichten auf Seiten dieser Leute anzunehmen, ein deutlicher Hinweis auf das breitere Ethos der nationalen Sicherheitsberichterstattung der Konzernmedien: Kritik ist willkommen, solange die Motive nicht in Frage gestellt werden.

Adam Johnson via Antikrieg.com