Die von der russischen Staatsholding Rostec bekräftigten Pläne für einen Hochgeschwindigkeits-Kampfhubschrauber sorgen für Kommentare über mögliche konstruktive Besonderheiten dieser Maschine und über deren Bedeutung für die Streitkräfte.
Wie der russische TV-Sender Swesda betont, wäre ein Hochgeschwindigkeits-Hubschrauber für die Streitkräfte generell „äußerst interessant“, und zwar nicht nur im Sinne unmittelbarer Kampfeinsätze. Möglich wären auch Versionen für Aufklärungsflüge oder für Such- und Rettungsmissionen. Diese könnten sich dann deutlich schneller gestalten – ebenso wie der Nachschub der Truppen.
Was Kampfaufgaben betrifft, berichtet der Sender: „Laut den Bordelektronik-Experten der führenden russischen Forschungsinstitute soll die Flugsteuerung bei hohen Geschwindigkeiten einen computerkontrollierten Vorgang darstellen, wobei der Pilot als Operator der entsprechenden Systeme fungieren soll.“
Wie im Bericht unter Berufung auf Fachleute prognostiziert wird, sollen künftige schnelle Hubschrauber auch fortgeschrittene elektronische Ausrüstungen besitzen, um wichtige Daten – von Wetterbedingungen bis hin zu Aufklärungsinformationen über die Aktivitäten des Gegners – zu bearbeiten: „Davon ausgehend soll die Avionik unter der Leitung einer künstlichen Intelligenz in der Lage sein, die Route zu kalkulieren und Empfehlungen zu liefern.“
Aufgrund der künstlichen Intelligenz könnte, so der Bericht weiter, auch der Autopilot funktionieren: „Ein neuronales Netz soll ermöglichen, nicht nur jede Maschine möglichst qualitätsreich in ein einheitliches System auf taktischer Führungsebene zu integrieren, sondern auch die Handhabung von Bordausrüstungen und Waffen zu erleichtern.“
Dass ein neuer russischer Hochgeschwindigkeits-Kampfhubschrauber bereits 2019 abheben soll, hatte kürzlich der Chef der Staatsholding Rostec, Sergej Tschemesow, angekündigt. Er sagte nach Angaben der Zeitung „Iswestija“, dass die Geschwindigkeit der Maschine mehr als 400 km/h betragen soll. Zuständig für das Projekt ist die Holding Russian Helicopters, eine Tochter von Rostec. Im August 2017 hatte sie einen entsprechenden Vertrag mit dem Verteidigungsministerium geschlossen. Er hat eine Laufzeit von zwei Jahren – in diesem Zeitraum soll das technische Erscheinungsbild der Maschine festgelegt werden. Der für 2019 angekündigte Flug soll wahrscheinlich von einem Prototyp absolviert werden, vermutete die Zeitung.
Wie sie erläuterte, wird die neue Maschine auf Konkurrenzgrundlage konzipiert: Obwohl die beiden russischen Branchenführer Kamow und Mil unter dem Dach der Russian Helicopters arbeiten, bietet jeder von ihnen eigene konstruktive Lösungen für dieses Projekt an. Insbesondere schlägt Kamow im Gegensatz zu Mil vor, den geplanten Hubschrauber mit einem Koaxialrotor auszurüsten.
Im Bericht von Swesda wird nun darauf hingewiesen, dass die beiden Konstruktionsbüros bereits zuvor an besonders schnellen Maschinen parallel gearbeitet hatten. So baute Mil einen experimentellen Hubschrauber auf Mi-24-Basis, der eine Geschwindigkeit von 400 km/h erreichte und dabei einen Heckrotor hatte. Kamow tüftelte unterdessen an seinem Ka-92-Projekt mit einem Koaxialrotor und einer angestrebten Geschwindigkeit von bis zu 500 km/h.
Der TV-Sender schließt nicht aus, dass letztendlich beide Konzepte Anwendung finden könnten: Derzeit stehen den russischen Streitkräften ja sowohl Mil- als auch Kamow-Hubschrauber zur Verfügung. Wie dem auch sei, mit der Indienststellung superschneller Hubschrauber soll „eine ganz neue Epoche“ für die Armee beginnen, betont der Sender.
Quelle: Sputnik