Waffen, Munition, Technik – die USA werden die syrische Opposition versorgen, damit diese den Krieg weiter führen kann. Präsident Donald Trump hat vor wenigen Tagen weitere 300 Millionen Dollar für die Unterstützung der „syrischen Partner“ im Finanzjahr 2019 bei dem Kongress beantragt.
Die Parlamentarier werden natürlich nicht „nein“ sagen: Sich von anderen die Kastanien aus dem Feuer holen lassen – das ist Washingtons Lieblingsstrategie, wenn es um seine Interessen in diesen oder jenen „Konfliktherden“ geht.
Wozu die US-Waffenlieferungen in den Nahen Osten führen könnten, erzählt Sputniknews in diesem Beitrag.
Von Korea bis Nicaragua
Zum ersten Mal hatten die Amerikaner Partisanen noch während des Korea-Kriegs vorbereitet. Die Partisaneninfanterie der UNO (UNPIK) organisierte Diversionen im Hinterland der nordkoreanischen Armee und zerstörte ihre Kommunikationswege sowie Kommandostellen. Diese Truppen zählten bis zu 20.000 Mann, die von etwa 100 US-amerikanischen Instrukteuren trainiert wurden. Im Laufe des Korea-Kriegs vernichteten die Partisanen insgesamt 70.000 nordkoreanische Soldaten, mehr als 2700 Fahrzeuge und 80 Brücken.
Nach dem Korea-Krieg wurde im US-Verteidigungsministerium eine besondere Struktur gegründet, die sich auf Partisanen- beziehungsweise Anti-Partisanen-Aktionen spezialisierte. Die Spezialkräfte waren unmittelbar der CIA unterstellt. 1961 organisierten die „Grünen Baretten“ „irreguläre Zivilschutzgruppen“ in Südvietnam. Die proamerikanischen Partisanen agierten vor allem auf dem so genannten „Ho-Chi-Minh-Pfad“ und bereiteten Vietcong und der Armee Nordvietnams viele Kopfschmerzen.
Der allergrößte CIA-Einsatz zur Unterstützung von Partisanen, der den Codenamen „Cyclone“ trug, fand während des Afghanistan-Kriegs statt. In Pakistan und im Iran gab es mehrere Dutzend Mudschahed-Lager, die von den Amerikanern Waffen, insbesondere mobile Fla-Komplexe Stinger, erhielten. Dieser Einsatz kostete Washington insgesamt sechs Milliarden Dollar.
Besonders skandalös wurde der US-Einsatz zur Unterstützung der nicaraguanischen Contras. 1986 stellte sich heraus, dass die CIA trotz des Verbots seitens des Kongresses Rebellen unterstützt hatte, die gegen das Regime Daniel Ortegas kämpften. Es war sogar ein Doppelskandal: Denn das Geld für die Contras hatte die CIA aus dem Waffenverkauf an den Iran erhalten, gegen den damals US-Sanktionen verhängt waren. Die „Grünen Baretten“ beteiligten sich unmittelbar an den Gefechten in Nicaragua.
Übrigens konnte auch die Sowjetunion der Versuchung nicht widerstehen, „mit fremdem Kalb zu pflügen“: Zwischen 1965 und 1980 gab es auf der Krim ein Übungszentrum, wo Mitglieder verschiedener „Volksbefreiungsbewegungen“ aus einigen afrikanischen und Nahost-Ländern trainierten. Und die größte Unterstützung leistete Moskau den Partisanen in Vietcong.
Rebellen außer Kontrolle
Erst vor einigen Jahren galten „Hybridkriege“ als eine Art „Überbleibsel“ des Kalten Kriegs. Viele Experten glauben aber, dass sie in absehbarer Zeit die wohl am meisten verbreitete Art von bewaffneten Konflikten werden könnten. Dabei bestehe das Risiko, dass sie in eine globale militärische Konfrontation ausarten.
„Der Erste Weltkrieg wurde mit Kanonen und Bajonetten geführt; im Zweiten Weltkrieg kamen Panzer und Flugzeuge zum Einsatz. Und jetzt sind irreguläre bewaffnete Formationen die wichtigste Waffe“, sagte der russische Militärexperte, Kapitän zur See, Konstantin Siwkow, gegenüber Sputnik. „Hybridkriege entstanden als Alternative für einen möglichen nuklearen Konflikt. Sollte der Dritte Weltkrieg ausbrechen, dann wäre er in der Anfangsphase ein Hybridkrieg. Aber später könnte daraus auch ein traditioneller Krieg entstehen. Wenn man die globalen Kontroversen bedenkt, ist festzustellen, dass es genügend Voraussetzungen dafür gibt.“
Offiziell helfen die USA den syrischen Oppositionellen im Kampf gegen den IS („Islamischer Staat“, auch Daesh). Bis 2019 könnte die Zahl der dortigen „Assistenten“ der Amerikaner auf 60.000 ansteigen. Bei der Militärhilfe geht es um die Lieferung von Schusswaffen, Verkehrsmitteln, Munition, Granat- und Minenwerfern, Funkstationen und Drohnen. Dabei behauptet Präsident Trump immer wieder, der IS wäre schon so gut wie vollständig vernichtet worden. Angesichts dessen schließen Experten nicht aus, dass die weiteren Waffenlieferungen in Wahrheit gegen Russland gerichtet sein könnten.
„Die Geschichte kannte ja viele Stellvertreterkriege, aber heutzutage sind sie wirklich beunruhigend“, sagte der Direktor des Zentrums für strategische Konjunktur, Iwan Konowalow. „Es gibt keine ideologische Konfrontation mehr, aber die USA versuchen, ihre Position als globaler Hegemon zu verteidigen. Im Kontext der Konfrontation mit Russland werden die Amerikaner die Opposition gegen unsere Verbündeten hinschicken – und möglicherweise direkt gegen uns.“
Erste beunruhigende Zeichen gab es bereits: Der jüngste Drohnenangriff gegen die russischen Stellungen in Syrien konnte unmöglich ohne die dritte Seite geplant worden sein, die zu einem ‚High-Tech‘-Krieg fähig wäre. Das russische Verteidigungsministerium erlaubte sich indirekte Vorwürfe gegen die USA, indem ein Sprecher darauf verwies, dass während dieses Angriffs auf die russischen Stützpunkte ein Aufklärungsflugzeug „Poseidon“ geflogen war. Allerdings werden US-Waffen und US-Gelder gegen Russland und dessen Verbündete geliefert, so dass die Amerikaner davon manchmal gar nicht wissen.
„In Syrien unterstützen sie alle Kräfte, die gegen die legitimen Behörden kämpfen“, so Experte Konowalow. „Mit diesen Waffen wird zwar die so genannte ‚gemäßigte‘ Opposition versorgt, geraten aber dann in die Hände radikaler Kämpfer, die selbst in den USA als Terroristen gelten. Erst vor einigen Tagen hat die al-Nusra-Front in Ost-Ghuta einen syrischen Bulldozer aus einem US-amerikanischen Anti-Panzer-Komplex TOW vernichtet. Die USA können weder die Richtungen, in die das Geld ‚fließt‘ noch die Kräfte kontrollieren, die diese Waffen bekommen. Und das ist eine sehr gefährliche Vorgehensweise.“
Quelle: Sputnik