USA wollen S-400-Kauf vereiteln: „Wahrscheinlich wird sich die Türkei trotzig zeigen“

Die USA setzen die Türkei unter Druck, um sie zu einem Verzicht auf den Ankauf russischer S-400-Luftabwehrsysteme zu bewegen. Doch die türkische Führung scheint nicht einlenken zu wollen. Darauf weisen russische Experten im Gespräch mit Sputnik hin.

Der russische Militärexperte Sergej Sudakow sagte: „Die USA sind überaus interessiert, den Waffenmarkt praktisch zu monopolisieren. Seit vielen Jahren nehmen sie Spitzenpositionen beim Export verschiedener Waffen ein – und ein riesiger Anteil dieser Lieferungen entfällt auf Nato-Länder. Auch die Türkei ist ein Nato-Mitglied. Und da entsteht ein großes Problem: Die Türkei entscheidet sich für Waffenankäufe bei Drittländern. Vor allem geht es um S-400-Systeme.“

Im vergangenen Jahr hatte die Türkei einen milliardenschweren S-400-Liefervertrag mit Russland geschlossen. Nun forderten die USA das Land türkischen Medienberichten zufolge auf, diesen Deal platzen zu lassen, und schlossen Sanktionen gegen Ankara nicht aus.

Sudakow kommentierte weiter:

„Obwohl die Türkei Nato-Mitglied ist, begreift sie ausgezeichnet: Als es beispielsweise zu einem Militärputsch in der Türkei kam, bei dem Anhänger von Fethullah Gülen versuchten, die Macht zu ergreifen, erhielt die Türkei von den USA keinerlei Hilfe. Gülen hat bis heute Asyl in den Vereinigten Staaten.“

Mit Blick auf die Entwicklung der Türkei in den letzten Jahren fasste Sudakow zusammen: „Recep Tayyip Erdogan baut derzeit eine absolut selbständige Politik auf, die vor allem den USA nicht recht ist. Vor diesem Hintergrund versucht Washington, die Türkei unter Druck zu setzen.“

Sudakow betonte: „Zwar könnten die Vereinigten Staaten verschiedene Sanktionen gegen die Türkei einführen – wirtschaftlich, militärisch, restriktiv, mit Einreiseverboten und so weiter. Doch das Problem ist folgendes: Je mehr solche Sanktionen erhoben werden, desto größer wird das Streben der Türkei nach Selbständigkeit im Sicherheitsbereich sein.“

Auch Analyst Iwan Konowalow prognostizierte:

„Die Lage ist so, dass sich die Türkei wahrscheinlich trotzig zeigen wird. Die Situation wird von mehreren Faktoren beeinflusst – in erster Linie von den Widersprüchen zwischen der Türkei und den USA in Bezug auf Syrien.“

Der Experte erläuterte: „Die Türkei führt faktisch Kampfhandlungen gegen kurdische Selbstverteidigungskräfte. Diese gehören den Demokratischen Kräften Syriens an, die wiederum von den USA unterstützt werden. Das ist ein Grund für sehr ernsthafte Widersprüche zwischen Washington und Ankara.“

„Falls die Türkei nachgibt, wird sie als Gegenleistung Zugeständnisse von den USA bekommen wollen. Die Vereinigten Staaten planen jedoch offensichtlich keinen Abzug aus Syrien, obwohl sie sich dort im Moment nur auf Kurden-Milizen stützen können. Deshalb kann weder die eine noch die andere Seite in diesem Streit nachgeben“, resümierte Konowalow.

Quelle: Sputnik
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