Parteitag des Front National in Lille: Bannon als Überraschungsgast, Jean-Marie Le Pen verliert Ehrenvorsitz

Ein denkwürdiger Parteitag, von dem Weichenstellungen ausgehen werden: auf dem mit Spannung erwarteten Parteitag des Front National, der am Wochenende im nordfranzösischen Lille stattfand, wurde die bisherige Vorsitzende und Europaabgeordnete Marine Le Pen erwartungsgemäß im Amt bestätigt – sie war allerdings alleinige Kandidatin. Gleichzeitig verlor ihr Vater, Partei-Mitbegründer Jean-Marie Le Pen, seinen bisherigen Ehrenvorsitz.

Auf dem Parteikongreß verordnete sich der FN auch eine neue Satzung. Eine der Neuregelungen betrifft die Abschaffung des bisherigen Amtes des Ehrenvorsitzenden – so konnte der bisherige Ehrenvorsitzende sozusagen im Verwaltungswege „entsorgt“ werden. Jean-Marie Le Pen wurde 2015 auf Betreiben seiner Tochter aus der Partei ausgeschlossen. Grund waren unter anderem einige politisch inkorrekte Äußerungen über die Zeit der nationalsozialistischen Besatzung Frankreichs.

Marine Le Pen, die nicht zuletzt wegen ihres politischen Kurses mit ihrem Vater im Streit liegt, strebt eine weniger „rechte“, dafür mehr „populistische“ Ausrichtung des Front National an. Sogar ein neuer Parteiname ist inzwischen im Gespräch – Marine Le Pen schlug dafür in Lille „Rassemblement National“ (Nationale Sammlung) vor. Hier erwarten Beobachter in den nächsten Wochen Konkretes, nachdem Marine Le Pen durch ihre konkurrenzlose Wiederwahl im Amt nunmehr den Rücken frei hat.

Einen bemerkenswerten Gastauftritt absolvierte auf dem Parteitag in Lille der frühere Berater von US-Präsident Trump, Steven Bannon. Er beschwor die Delegierten, Beschimpfungen und Hetze vonseiten der Etablierten als Auszeichnung zu betrachten. Das derzeitige Erstarken volkstreuer Bewegungen in ganz Europa sei eine „historische Stunde“, und: „Die Geschichte ist auf unserer Seite!“

Quelle: Zuerst!