Durch Francis Fukuyama inspiriert, glaubten US-amerikanische Medien, Experten und Politiker einst fanatisch daran, dass es keinen Fortgang der Geschichte mehr geben werde, sondern ein einziges ewiges US-amerikanisches Jahrhundert – das „New American Century“. Es kam anders, schreibt der Fachjournalist Iwan Danilow für Sputnik.
Ausgerechnet ein Leitmedium aus den USA, die Agentur „Bloomberg“, muss feststellen: Washingtons totale Weltherrschaft ist vorbei. Und sie ist nicht einfach zu Ende gegangen, sondern eines gewaltsamen Todes gestorben.
Der Tatort steht laut „Bloomberg“ fest: Syrien. Der Täter: Der Präsident der Russischen Föderation, jenes Landes, das vor kurzem erst als ein Verlierer der Geschichte angesehen wurde.
Tod der US-Hegemonie in Syrien
Als der Ort, an dem das „New American Century“ umgekommen ist, gilt Syrien, weil die Weltöffentlichkeit im syrischen Konflikt gesehen hat, dass die Vereinigten Staaten keine zivilisatorischen Aufgaben von höchster Komplexität mehr lösen können – Aufgaben, die an das Militär, die Diplomatie und die Führung höchste Ansprüche stellen und ihnen die höchste Konzentration abverlangen. Russland hingegen kann das.
Vor diesem Hintergrund ist es recht amüsant zu beobachten, wie die Beifallklatscher des Westens auch der russischen Öffentlichkeit weißzumachen versuchen, dass jedweder Wettstreit mit den USA aussichtlos wäre. Dabei verweisen sie gern auf das Missverhältnis zwischen den Rüstungsbudgets der beiden Länder.
Ineffiziente Rüstung
Auffällig aber ist: Externe Beobachter ziehen aus dem Größenunterschied zwischen den Rüstungsausgaben Russlands und der USA einen ganz anderen Schluss – nämlich, dass Russland (und China) ihr Geld effizient einsetzen, die Vereinigten Staaten und ihre Nato-Verbündeten hingegen nicht.
Man kann den Unterschied zugespitzt auch so versinnbildlichen: Washingtons Rüstungsbudget geht dafür drauf, einen Zug zu bauen, während Moskau seinen Verteidigungsetat dafür einsetzt, eine ferngesteuerte Sprengfalle zu entwickeln, die das Gleisbett unter dem Zug wegreißt.
Wenn es aber nur um die effiziente Verwendung der Gelder ginge, wäre es sicherlich verfrüht, von einem Ende der US-Dominanz zu sprechen. Das Problem wurzelt tiefer und nicht in der Wirtschaft allein. Es entspringt auch den Besonderheiten der politischen Kultur der Vereinigten Staaten von heute.
Kein Respekt gegenüber Frauen
So hat das US-Militär unter Trumps Führung darauf verzichtet, harte Einstellungstest bei den Marines durchzuführen, wegen der politischen Korrektheit und dem Gleichstellungsprinzip von Mann und Frau. Und dies wohlgemerkt bei einer Eliteeinheit, von der eine besondere Kampfstärke erwartet wird.
Es ist weder in Russland noch in China vorstellbar, dass man nach dem Grundsatz verfährt: Lasst uns auf harte körperliche Einstellungstests verzichten, damit mehr Frauen einer Eliteeinheit angehören können und die Frauenaktivistinnen uns endlich in Ruhe lassen.
In konservativeren Kulturkreisen gilt es schließlich als Ausdruck von Respekt gegenüber den Frauen, dass man die Auswahl und die Ausbildung jener Männer ernstnimmt, die die Frauen im Ernstfall verteidigen werden. In den USA aber dringt eine falschverstandene Gleichheit selbst in die Bereiche vor, wo bislang ausschließlich das Kriterium der Wirksamkeit zählte.
Keine Hegemonialmacht
Eine Zivilisation, deren Streitmacht und Sicherheit in die Hände von einem korrupten Klüngel und ideologisch aufgeladenen Aktivisten fällt, wird keine Hegemonialmacht, geschweige denn die totale Dominanz für ein ganzes Jahrhundert für sich beanspruchen können.
Ein US-Journalist sagte einmal über den Präsidenten Putin, dieser spiele gut mit schlechten Karten. Der Konflikt in Syrien ist in diesem Sinne ein Schlüsselereignis. Dort, in Syrien, hat Putin erst seinen Kollegen Obama und dann Trump dazu gebracht, deren Karten offenzulegen. Dort hat sich gezeigt, dass die US-Herrschaft nur ein Bluff ist.
Traum vom globalen Krieg
Die Welt hat es mit einem nackten König zu tun, denn Washington hat seine Macht, das Schicksal ganzer Länder und Regionen im Alleingang zu bestimmen, längst eingebüßt. Es ist wohl kein leeres Gerede, wenn „Bloomberg“ in dem Artikel über den Tod des „American Century“ prognostiziert, China werde bald Russlands Beispiel folgen und die USA im Konflikt um die umstrittenen Inseln im Südchinesischen Meer militärisch in die Schranken weisen.
Von derart ungünstigen Aussichten betrübt, träumen US-Experten und —Politiker von einem globalen Krieg. In ihrer Vorstellungswelt kann sie nur das von einem Niedergang bewahren. Nachdem Putin aber kürzlich einige Erzeugnisse der russischen Rüstungswirtschaft eindrücklich demonstriert hat, dürfte die Aussicht auf einen „rettenden“ Weltkrieg niemanden mehr reizen. Man wird die Kartenpartie zu Ende spielen müssen, auch wenn ihr Ausgang Washington sicherlich nicht gefallen wird.